Beim zweiten LET’S CEE Film Festival werden ab 13. September in Wien neun Tage lang rund 50 hervorragende Filme aus Zentral- und Osteuropa gezeigt. Auf der Gästeliste der Veranstalter finden sich unter anderem Branchengrößen wie die Oscar-Gewinner Branko Lustig, Allan Starski und Istvan Szabo sowie der russische Meisterregisseur Alexander Sokurov. Von den Kulturförderstellen der Stadt Wien und des BMUKK wird das Festival nach wie vor mit keinem Cent unterstützt.
„Wir beginnen am 13. September, an einem Freitag, der international als Tag des positiven Denkens gefeiert wird. Das passt sehr gut, das zeichnet uns aus.“ Die in Wien lebende Polin Magdalena Zelasko hat als Gründerin und Direktorin des LET’S CEE Film Festivals in Wien ihren Optimismus noch nicht verloren. Grund dazu hätte sie: Trotz eines monatelangen Dauerlaufs von Politiker zu Politiker und von Amt zu Amt bekommt sie für ihr Festival auch im zweiten Jahr keinen Cent Kulturförderung, weder von der Stadt Wien noch vom BMUKK.
Trotzdem ist es Zelasko und ihrem Team, das ausnahmslos aus ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, auch heuer wieder gelungen, ein beeindruckendes Programm auf die Beine zu stellen. Beim LET’S CEE Film Festival 2013 werden in der Wiener Urania und im Actor‘s Studio knapp 40 der besten Spiel- und Dokumentarfilme aus Zentral- und Osteuropa gezeigt werden, viele davon so wie im Vorjahr als österreichische Kinopremieren im Rahmen eines Spielfilm- und eines Dokumentarfilmwettbewerbs. Dazu kommt heuer erstmals ein Kurzfilm-Wettbewerb, der dieses Mal die Zivilgesellschaft zum Thema hat. Die meisten Produktionen werden wieder in Originalsprache mit deutschen oder englischen Untertiteln präsentiert, manche auch als Synchronfassung.
Eröffnet werden wird das Festival mit Daria Onyshchenkos Drama Eastalgia, einer serbisch-deutsch-ukrainischen Koproduktion, bei der die Österreicher Karl Markovics und Georg Friedrich in Hauptrollen zu sehen sind. „Produktionen wie diese, bei denen Leute aus dem halben CEE-Raum mit an Bord waren, stehen fast schon idealtypisch für unser Festival“, so die Begründung Zelaskos für die Filmauswahl. Im Spielfilm-Wettbewerb, kuratiert vom wohl bekanntesten Filmkritiker Polens, Tomasz Raczek, werden acht Filme laufen, darunter Istvan Szabos jüngster Film The Door (mit Helen Mirren und Martina Gedeck), Domestic von Adrian Sitaru, Circles von Srdan Golubovic, Jin von Reha Erdem und In the Name of von Malgoska Szumowska. Im Kurzfilm-Wettbewerb, kuratiert von den Regisseuren Arash und Arman Riahi, sind sieben Beiträge und im, von der in Utrecht wohnhaften und in Kroatien geborenen Filmemacherin Rada Sesic betreuten, Dokumentarfilm-Wettbewerb sechs Produktionen am Start. Zwei Retrospektiven, eine Nightline, einige Highlights (darunter der wohl berühmteste Stummfilm aller Zeiten, Panzerkreuzer Potemkin, vertont und live begleitet von Russkaja), ein polnischer Länderschwerpunkt und andere Filmreihen ergänzen das Wettbewerbsprogramm.
Wie schon letztes Jahr haben die Organisatoren des LET’S CEE Film Festivals auch heuer wieder versucht, zu jedem Film zumindest einen Gast nach Wien zu bringen, der nach der jeweiligen Vorführung dem Publikum Rede und Antwort stehen wird. Die Namen jener, die schon zugesagt haben, lesen sich wie ein Auszug aus dem Who is Who des zentral- und osteuropäischen Films. So treffen sich gleich mehrere Oscar-Preisträger in Wien: der kroatische Produzent Branko Lustig, der zur Vorführung seines Meisterwerks Schindlers Liste aus Zagreb nach Wien kommt, der polnische Set-Designer Allan Starski und der ungarische Regisseur Istvan Szabo. Je eine Retrospektive wird heuer dem slowenischen Regisseur und Produzenten Damjan Kozole und dem russische Regie-Großmeister Alexander Sokurov, dessen Faust-Verfilmung vor zwei Jahren mit dem Goldenen Löwen in Venedig ausgezeichnet wurde, gewidmet.
Neu im Programm sind die Master Classes, die zum Großteil in Kooperation mit der renommierten Andrzej Wajda Schule aus Warschau veranstaltet werden und bei denen junge Filmemacher um sehr wenig Geld einen Einblick in die Arbeits- und Denkweise von Branchengrößen vermittelt bekommen. Neben Starski, Sokurov und Kozole werden unter anderem auch der Mitbegründer und Programmdirektor der Wajda Schule, Regisseur und Gewinner eines Silbernen Bären Wojciech Marczewski, der legendäre bosnische Musiker und Filmkomponist Sasa Losic und die vielfach (unter anderem beim Sundance Film Festival) preisgekrönte Regisseurin und Produzentin Blerta Zequiri in Wien unterrichten. Apropos: Im Schulkino (Preis: 5 Euro pro Ticket) werden heuer drei Filme gezeigt: Schindlers Liste (unter anderem in Anwesenheit von Branko Lustig, der als Kind selbst im KZ interniert war), der aserbeidschanische Kinderfilm Buta und die litauische Dokumentation How We Played the Revolution.
Christof Papousek, Geschäftsführer der Constantin Film-Holding GmbH und der CINEPLEXX International GmbH ist bereits zum zweiten Mal strategischer Partner des Film Festivals: „Unsere Unternehmensgruppe ist seit ein paar Jahren in mehreren CEE-Ländern tätig. Die Idee, gute Filme aus dieser Region hier in Wien zu zeigen, erschien uns daher sofort unterstützenswert und wir sind selbstverständlich auch bei der zweiten Auflage mit vollem Engagement wieder mit dabei.“ Und auch der Filmproduzent und Kulturmanager Robert Hofferer, der mit seiner Agentur Artdeluxe Kunst- und Kulturmanagement gerade die Neuauflage von Andre Hellers legendärem Theater- und Zirkusprojekt Afrika! Afrika! und ein neues Filmprojekt in Slowenien vorbereitet, bleibt als Preisstifter dem LET’S CEE Film Festival treu. Hofferer: „Das engagierte, aufstrebende LETS’ CEE Film Festival verdient jede Unterstützung durch öffentliche Förderer, Sponsoren und Medien. Das Festival bereichert erfrischend und staubfrei das kulturelle Leben der Weltmetropole Wien als Standort einer energievollen, aufmerksamen und visionären Wahrnehmung des zeitgenössischen Filmschaffens in Zentral- und Osteuropa und definiert sehr intelligent ein Koordinatensystem aus Kreativität und wirtschaftlicher Dimension“.
Ob diese Unterstützung und die einer Reihe anderer Sponsoren aus dem Bereich der Wirtschaft (darunter auch die Wirtschaftskammer Wien selbst, die Raiffeisen Bank International und die Vienna International Hotelmanagement) sowie die seitens einer Reihe von ausländischen Botschaften und Kulturinstitutionen ausreicht, um das Überleben des Festivals langfristig zu sichern, ist dennoch fraglich. Wolfgang P. Schwelle, zweiter Direktor beim LET’S CEE Film Festival: „Wenn es um die kulturellen Bedürfnisse von Filmfreunden und Migranten geht, und genau diese Zielgruppen sprechen wir an, zeigt sich die Politik leider sehr zurückhaltend. Ein anspruchsvolles Projekt wie unseres kann aber nur überleben, wenn das Brot von der öffentlichen Hand kommt, und sei die Scheibe noch so dünn. Die verantwortlichen Entscheidungsträger wissen das natürlich. Für die Butter sorgen wir mit Sponsoren, Kartenverkäufen und dergleichen dann schon selbst. Wenn man uns also mit keinem Cent fördert, liegt der Verdacht nahe, dass man unsere Initiative aushungern will.“
Trotz der herausfordernden finanziellen Situation hat man die Preise für die Screenings wie auch für die sonstigen Veranstaltungen wiederholt bewusst niedrig gehalten: Kinotickets für Studenten kosten etwa nur 6,50 Euro, die regulären Karten sieben Euro und selbst bei den Premieren im Wettbewerb sind nur acht Euro pro Sitzplatz fällig. Das an die jeweilige Vorführung anschließende Q&A mit einem Filmemacher natürlich inklusive. Der Kartenverkauf startet übrigens in der ersten Augustwoche.
Last but not least: Das Rahmenprogramm hat es ebenfalls in sich. Entspanntes Chillen und coole Party-Lines in einigen der angesagtesten Locations der Stadt wie dem Ost Klub, der Strandbar Herrmann und der Babenberger Passage gehören da ebenso dazu wie einige musikalische Top-Acts. Genaueres dazu und zu allen anderen Belangen sind jeweils auf der Festival-Website www.letsceefilmfestival.com und auf dem LET’S CEE Facebook-Profil tagesaktuell abrufbar. Für Journalisten und Vertreter der Filmbranche besteht übrigens die Möglichkeit, sich für das Festival kostenfrei zu akkreditieren und das LET’S CEE im Rahmen von Filmvorführungen und diversen Branchenterminen zu erkunden. Die Akkreditierungsanträge werden ab sofort unter accreditation@letsceefilmfestival.com entgegengenommen.
Fotos: Eröffnungsfilm Eastalgia
Fotocredit: NEUESUPER Produktions GmbH & Co. KG Thomas Radlwimmer