Doch es gibt weit über 200 Arten, die sich nach Ursache und Ausprägung unterscheiden lassen. Diese werden in zwei große Gruppen aufgeteilt: Primäre Kopfschmerzen sind vererbbar – hier ist der Schmerz selbst die Erkrankung. Zu ihnen gehören zum Beispiel Spannungskopfschmerzen oder Migräne. Sekundäre oder symptomatische Kopfschmerzen sind Begleitsymptome anderer Krankheiten, wie z. B. Nebenhöhlenentzündungen oder Bluthochdruck, können aber auch durch Medikamentenmissbrauch auftreten.
Primäre oder idiomatische Kopfschmerzen sind schwer nachweisbar, selbst Kernspintomographien können wenig Auskunft darüber geben, was sich dabei im Gehirn verändert: Der Schmerz selbst ist die Erkrankung, eine körperliche Ursache existiert nicht.
Selbstmedikation nicht immer ungefährlich
Die meisten Patienten nehmen Kopfschmerzen nicht als eigenständige Erkrankung wahr. Eben weil sie ein Volksleiden sind, mit dem 70 % der Bevölkerung gelegentlich zu kämpfen haben, erscheinen sie als „normal“. Da sich Kopfschmerzen auch durch frei verkäufliche Schmerzmittel einfach behandeln lassen, gehen die wenigsten Kopfschmerzpatienten zu einem Facharzt. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn zu viele Schmerzmittel führen zu einem sogenannten Schmerzmittel-Kopfschmerz, unter dem hierzulande bereits fast eine halbe Million Menschen leiden. Neben solch einem Dauerkopfschmerz kann die übermäßige Einnahme von Schmerzmitteln ohne Rücksprache mit einem Experten zudem zu Organschäden führen.
Neue Wege gegen Kopfschmerzen
In den letzten Jahren sind die Experten dazu übergegangen, nicht die Schmerzen selbst zu behandeln, sondern die Mechanismen, die ihnen zugrunde liegen. Medikamente wie Beta-Blocker oder Antidepressiva können die Bereitschaft des Nervensystems senken, zu sehr auf Schmerz zu reagieren. Auch Entspannungs-Übungen können helfen, den Teufelskreis aus Schmerz, Verspannung und Stress zu durchbrechen.
Rückenschmerzen
75% der Deutschen leiden hin und wieder unter Rückenschmerzen, inzwischen sind sie nach Atemwegsinfektionen die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche. Langes Sitzen, vor allem vor dem Bildschirm, und das auch noch in der Freizeit, führt immer häufiger auch bei gesunden Personen zu Beschwerden der Wirbelsäule. Dazu kommen Bewegungsmangel und Stress, die ebenfalls zu ungünstigen Haltungen führen und Schmerzen bedingen. Diese sind meist harmlos und können mit Physiotherapie und einem angepassten Bewegungsprogramm gelindert werden.
Schwieriger wird es, wenn krankheitsbedingte Ursachen wie Schleudertraumen, Bandscheibenvorfälle, Entzündungen wie Rheuma oder Skeletterkrankungen dahinter stecken.
Immerhin zeigen neueste Studien, dass mehr als zwei Drittel der Rückengeplagten aktiv etwas dagegen unternehmen. Sport ist optimal - besonders als Ausgleich für Leute die viel sitzen, heben, stehen oder in ungesunder Haltung arbeiten wie z. B. Zahnärzte. Hier sollte das Bewegungsprogramm an die berufliche Tätigkeit angepasst sein und eine optimale Balance schaffen.
Genauso vielfältig wie die Ursachen für Rückenschmerzen sind auch die therapeutischen Behandlungsansätze - hier sollten Experten aus verschiedenen Berufsgruppen kooperieren: Orthopäden, Physiotherapeuten, Sportmediziner, Psychologen, Ergotherapeuten etc.
Sind Operationen am Rücken sinnvoll?
400.000 Wirbelsäulenoperationen gibt es alleine in Deutschland jedes Jahr, von 2005 bis 2010 hat sich die Zahl der OPs sogar verdoppelt. Doch Experten warnen davor, übereilt das Skalpell zu zücken: Denn anscheinend sind 80% der Rückenoperationen gar nicht notwendig! Oft heilen Rückenleiden mit der entsprechenden Therapie von alleine aus. Selbst Bandscheibenvorfälle können innerhalb von 10 bis 12 Wochen von selbst ausheilen.
Hinzu kommt, dass 40% der Operationen rein gar nichts bewirken. Patienten sollten sich bei einer geplanten Rücken-OP also immer eine Zweitmeinung einholen, um Unnötiges zu vermeiden.
Prävention ist wichtig
Neben einem entsprechenden Bewegungsprogramm und einem aktiven Alltag sollten Rückenpatienten darauf achten, rückenfreundliche Alltagsprodukte zu verwenden, wie z. B. Matratzen, Stühle, Sportgeräte oder spezielle Schuhe. Wie man heute weiß, helfen neben Sport auch Spaziergänge, Unternehmungen mit Freunden und Entspannungsphasen, den Schmerz zu lindern. Dieser ganzheitliche biopsychosoziale Ansatz der „Neuen Rückenschule“ widmet sich neben der Stabilisierung der Rückenmuskulatur auch der aktiven Freizeitgestaltung, der Minimierung von Stressfaktoren sowie dem bewussten Genusstraining.
Bei sitzenden Tätigkeiten wird empfohlen, häufiger die Position zu wechseln, immer wieder aufzustehen und sich auch während des Sitzens dynamisch zu bewegen.
Quelle: medicalpress.de