Noch immer stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache in Deutschland dar. Neben hohem Blutdruck, Nikotingenuss, Übergewicht oder Diabetes ist ein erhöhter Cholesterinwert einer der großen Risikofaktoren, die zu Herzinfarkten führen. Prof. Dr. med. Ulrich Laufs bestätigt: „Erhöhte Cholesterinkonzentrationen im Blut sind ein entscheidender Risikofaktor für Gefäßverkalkungen, die zu Herzinfarkt und Schlaganfällen führen.“ Doch eine Studie ergab, dass nur wenige Deutsche ihren Cholesterinwert kennen und über Grenzwerte und Gefahren nicht ausreichend informiert sind.
Was ist Cholesterin?
Cholesterin ist eine für den Menschen lebenswichtige, fettähnliche Substanz, die im Organismus natürlich vorkommt und vom Körper selbst hergestellt wird. Es ist maßgeblich am Aufbau der Zellmembran und an zahlreichen Stoffwechselvorgängen des Gehirns beteiligt. Auch für die Produktion von Gallensäure zur Fettverdauung sowie für die Bildung von Vitamin D und bestimmten Hormonen (wie Cortisol, Östrogen oder Testosteron) ist Cholesterin ein wichtiger Ausgangsstoff. Der Körper benötigt täglich 0,5 bis 1,0 Gramm Cholesterin, 75% davon stellt er in der Leber selbst her. Die restlichen 25 % werden über die Nahrung aufgenommen.
Gutes Cholesterin, schlechtes Cholesterin?
Cholesterin ist ein Lipid und daher schlecht wasserlöslich. Um es im Blut zu transportieren, verbindet es sich mit wasserlöslichen Proteinen. Die so aus Fett und Eiweiß gebildeten Lipoproteine gibt es mit sehr niedriger (VLDL), niedriger (LDL) und hoher (HDL) Dichte. Das VLDL ist dabei eine Vorstufe des LDL. Aufgrund des hohen Lipidgehalts wird das LDL auch als „schlechtes Cholesterin” bezeichnet, das HDL gilt wegen des geringen Fettgehalts als „gutes Cholesterin”.
LDL-Cholesterin (engl.: Low Density Lipoprotein), der „schlechte” Cholesterintrans-port, bringt das Cholesterin zu verschiedenen Organzellen. Ist das Angebot an Cholesterin höher als die Aufnahmekapazität der Zelle, gibt das LDL Cholesterin direkt ins Blut ab. Dort lagert es sich in den Gefäßwänden ab, wodurch sich die Blutgefäße mit der Zeit verengen können.
Diese „Plaques” genannten Ablagerungen können sich irgendwann loslösen und platzen, was eine örtliche Thrombose zur Folge hat. Doch nicht nur das Platzen, auch die Einengung durch die Ablagerungen kann schon zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen.
HDL (engl.: High Density Lipoprotein), die „gute” und nützliche Cholesterintransport-form nimmt überschüssiges Cholesterin aus Blut und Zellen auf und bringt es zurück zur Leber. HDL kann sogar an den Gefäßwänden sitzendes Cholesterin wieder lösen und verhindert daher die Gefäßverkalkung. „Körperliche Aktivität erhöht das „gute“ HDL-Cholesterin und erniedrigt hohen Triglyceride. Das „böse“ LDL-Cholesterin wird nur gering beeinflusst, d.h. körperliche Aktivität ist in jedem Fall zu empfehlen, allerdings ersetzt sie nicht eine medikamentöse LDL-Senkung“, so Prof. Dr. Laufs.
Deshalb ist es wichtig, dass der LDL-Cholesterinwert im Körper möglichst niedrig und der HDL-Wert hoch ist. Ein einfacher Cholesterinwert bei der Blutabnahme sagt nicht viel aus - es müssen in jedem Fall die Untereinheiten HDL und LDL bestimmt werden. „Für Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko kann man sich vereinfacht merken, dass das LDL-Cholesterin untern 100 mg/dl liegen sollte“, erklärt Prof. Dr. Laufs.
Wie kann man seinen Cholesterinwert langfristig senken?
Professor Klaus Parhofer, stellvertretender Vorsitzender der DGFF und Leitender Oberarzt in der Medizinischen Klinik II in Großhadern: „Nach wie vor spielen Lebensstil-Änderungen bei der Therapie von Fettstoffwechselstörungen eine wichtige Rolle – und am besten wirken sie in Kombination, also: Ernährungsumstellung, Steigerung der körperlichen Aktivität und Beendigung des Rauchens.”
“Körperliche Aktivität senkt das Risiko von Herz- und Gefäßkrankheiten, verbessert das Wohlempfinden und ist daher die Basis jeder Lipid-Therapie“, so Prof. Dr. Lauf. Schon leichte sportliche Aktivitäten wie Walken haben einen positiven Einfluss auf den Fettstoffwechsel und insbesondere auf das HDL-Cholesterin. Wer sich regelmäßig körperlich betätigt, kann nicht nur das schlechte LDL-Cholesterin senken, sondern den guten HDL-Spiegel um bis zu zehn Prozent erhöhen.
Doch nicht bei jedem Betroffenen werden durch Ernährungsumstellung und mehr Bewegung die angestrebten Zielwerte für die Blutfette erreicht. Dann sollten zusätzlich Medikamente zur Senkung der LDL-Werte eingenommen werden. Sogenannte Statine werden als Dauertherapie zur Senkung der Blutfette — wie einem stark erhöhten Cholesterinspiegel – eingesetzt, falls Diäten und andere Maßnahmen nicht greifen. In besonders schweren Fällen kann man auch eine sogenannte Blutwäsche (Lipoprotein-Apherese) durchführen.
Experteninterview zum Thema Cholesterin
mit Prof. Dr. med. Ulrich Laufs, Facharzt für Innere Medizin - Kardiologie, Angiologie, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik Innere Medizin III, Universitätskliniken des Saarlandes
mp: Prof. Dr. Laufs, welche Auswirkungen kann zu viel Cholesterin im Blut haben und welcher Cholesterinwert ist normal?
Prof. Dr. med. Ulrich Laufs: Erhöhte Cholesterinkonzentrationen im Blut sind ein entscheidender Risikofaktor für Gefäßverkalkungen, die zu Herzinfarkt und Schlaganfällen führen. Der optimale Cholesterinwert wird individuell ermittelt. Für Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko kann man sich vereinfacht merken, dass das LDL-Cholesterin untern 100 mg/dl liegen sollte.
mp: Haben Eier wirklich einen negativen Einfluss auf den Cholesterinspiegel?
Prof. Dr. med. Ulrich Laufs: Nein, Eier sind schon lange „rehabilitiert“. Diese Frage wird in jedem Jahr um die Osterzeit ausführlich diskutiert…
mp: Kann man durch Sport einen erhöhten Cholesterinwert senken?
Prof. Dr. med. Ulrich Laufs: Körperliche Aktivität senkt das Risiko von Herz- und Gefäßkrankheiten (und verbessert das Wohlempfinden) und ist daher die Basis jeder Lipid-Therapie. Körperliche Aktivität erhöht das „gute“ HDL-Cholesterin und erniedrigt hohen Triglyceride. Das „böse“ LDL-Cholesterin wird nur gering beeinflusst, d.h. körperliche Aktivität ist in jedem Fall zu empfehlen, allerdings ersetzt sie nicht eine medikamentöse LDL-Senkung.
Quelle: medicalpress.de