Ein Ort, wo man was Neues lernen kann.
Architektur ist nicht jedermanns Sache. Jedoch sind es derzeit viele, die sich mit den Wesen der Konstruktion eng oder auch sehr eng befassen. Die Extraausstellung Höhenrausch.2, die in Linz ihren Sitz gefunden hat, gibt ausführlichen Einblick in die Welt der Baukonstruktionen und architektonischen Phänomene.
Die Idee des japanischen Architekturbüros Bow-Wow und ihre Verwirklichung ergaben im Jahr 2009 die Geburt eines Projektes besonderer Art unter dem berauschenden Namen „Brücken im Himmel“. Durch den schweizerischen Baukünstler Jürg Conzett erneuert und erweitert, bietet dieses heute eine Möglichkeit, das beinahe Unmögliche möglich zu machen und dem Ungewissen ein Gesicht zu geben. Die Grundbegriffe oder besser gesagt die Hauptthemen, mit denen sich das Projekt beschäftigt, sind Wasser und Luft und der menschliche Drang, diese zu bewältigen.
Über die hängenden Brücken wird man durch die Dächer des Einkaufszentrums, der Ursulinenkirche, der Kulturhäuser (OK und Ursulinenhof) und eines Parkhauses geführt. Bei der Hitze mitten im Sommer, heitere Stimmung und auf einmal geraten sie unter einen heftigen Nebel. Besonders große Menschenmengen haben sich bei dem Wasserwerk mit dem ungefähr zwei Meter hoch sprühenden Wasser versammelt. Kinder und Erwachsene liefen herum, quietschten vor lauter Aufregung, wenn unter ihnen ein Wasserstrom hinaufsprühte. Daneben die Kulturen: Mais, Kürbispflanzen, Bohnen, eine Mischung, die den Erdboden besonders fruchtbar macht.
Ein Windrad erzeugt die Geräusche, bzw. macht Lärm in dem Glockenturm ohne Glocke. Wie es dazu kam? Nach einer kurzen Frage bekommt man die Antwort: die Glocke wurde in den Kriegszeiten eingeschmolzen und da die Kirche nur als öffentlicher Platz, nämlich als eine Schule, benutzt wurde, hat man es nicht für nötig empfunden, die Glocke nachzumachen. Nichtsdestotrotz bietet der Turm eine wunderbare Aussicht auf die ganze Stadt.
Auch die geschlossenen Räume bieten offenen Raum für die zahlreichen Besichtigungen und kreativen Visionen. Ein sich durch die offene Wand drängende Luftkugel, die strickt und einfach darauf deutet, dass man aus dem Raum hinaus gehen kann, den Rahmen und die Grenzen besiegen. Das knöchelhöhe Wasser, deren Oberfläche sich dem Grund anpasst und dem unaufmerksamen Zuschauer vortäuscht, obwohl er es nicht glauben will, dass er mit dem Wasser zu tun hat, bis er dieses angefasst hat (was auch einerseits darauf hindeutet, dass bei den meisten Menschen das Erkennen der Welt über den Tastsinn läuft). Im Rahmen der eisernen Spirale kann man sich endlich von der prallen und gnadenlosen Sonne entspannen und reine kleine Erfrischung genießen. Für diejenigen, die ihre Kamera zuhause vergessen haben, sorgt die neuerliche Entwicklung in der digitalen 3D Welt für einige Erinnerungsfotos. Das Geheimnis? Die grüne Box, die im dreidimensionalen Modus auf den Screen ausschließlich der Silhouette einer Person projiziert. Der Hintergrund bleibt den Belieben jedes Einzelnen überlassen.
Viel Begeisterung und vor allem fröhliches Lachen erzeugte bei mir das Projekt „Das blaue Kabinett“ – eine Dimension, Intervention, in der sich der Mensch den herrschenden Gesetzen entgegen stellt und versucht diese zu bewältigen. Es werden Versuche gezeigt gegen die Strömung zu schwimmen. Auch wenn man im direkten Sinne nicht weiter kommt, stattdessen an einem Platz bis zur Erschöpfung kämpft, ist das im übertragenen Sinne im Leben eine perfekte reale Strategie. Nicht zu vergessen: nur die toten Fische schwimmen mit der Strömung. Außerdem leitet der Film über eine Familie zu weiteren Überlegungen und löst Lachen über die Absurdität des Ganzen aus, weil sie in ihrer Unterwasserwelt während ihres Unterwasserlebens versuchen, trotz der veränderten Umstände die gewohnte Lebensweise zu führen. Im Grunde sollte diese Einstellung in die Hose gehen. Denn normal ist es eher sich an die Umstände anzupassen. Schließlich ist es nur möglich sich selbst zu verändern, niemals die ganze Welt.
Um einige KünstlerInnen zu erwähnen, damit keiner außer Acht bleibt, hier mal ein kleier Rekurs in die Welt der ungewöhnlichen Architektur:
Laurien Bachmann
Stefan Banz
Erdal Buldun
Janet Cardiff, George Bures Miller
Eduardo Coimbra
Jürg Conzett
Gino de Dominics
Inge Dick
Alle oben genannte KünstlerInnen haben ihre Arbeiten in dem blauben Kabinett ausgestellt.
Wenn man einmal nach Linz kommt, sollte man sich Zeit für das Projekt Höhenrausch nehmen, was auch nicht so schwer sein sollte, denn das Angebot und die Aktivität in Linz sind ziemlich beschränkt. Vor allem für Kinder ist es eine schöne Möglichkeit die Welt und ihre zwei Elemente Luft und Wasser einmal anders zu erleben. Vom 12. Mai bis zum 16. Oktober hat auf jeden Fall jeder In- und Ausländer eine Chance, sich damit auseinanderzusetzen.
(vs)
Foto: Otto Saxinger