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I love you, Phillip Morris
15.07.2010
„I love you, Phillip Morris“ beschreibt die wahre und dennoch unfassbare Geschichte des Gauners und Lebenskünstlers Steven Russel (Jim Carrey), der, mit einem Intelligenzquotienten von über 169 und einer unbeschreiblichen Menge an Dreistigkeit und Kühnheit, die Lücken des Bürokratismus zum persönlichen Vorteil ausnutzt und nach und nach die Wirklichkeit aus den Augen verliert.

Der anständige Durchschnittsbürger Steven arbeitet als Polizist, achtet das Gesetz, singt bei der Sonntagsmesse im städtischen Chor mit - wofür ihn seine Frau verehrt - und ist ein verständnisvoller und vorbildhafter Vater.

Ab und zu erzählt er seiner Frau jedoch, er müsse länger arbeiten und schläft dann in billigen Motels mit verschwitzten, lauten Männern. Ausgerechnet ein Autounfall lässt ihn endlich erkennen, dass er eigentlich schwul ist.

Und plötzlich verändert sich sein ganzes Leben. Er zieht um, legt sich zwei Hündchen und einen Freund zu und beginnt, Partys zu schmeißen, als gäbe es kein Morgen. Bald muss Steven allerdings feststellen: „Keiner redet darüber – aber Schwulsein ist richtig teuer!“ und irgendwer muss die Versace-Klamotten, Luxusautos und Rolexuhren ja früher oder später bezahlen. Also lässt er sich was einfallen.



Doch seine Betrügereien fliegen auf und bald findet sich Steven Russel hinter Gittern wieder. Dort lernt er in der Bibliothek den schüchternen Phillip Morris (Ewan McGregor) kennen, der mit seiner zurückhaltenden Art im Handumdrehen sein Herz erobert. Wieder greift Steven zu allerlei Methoden und einige Tage später teilen sich die beiden bereits eine gemeinsame Zelle, tanzen nachts zu romantischer Musik und bekommen statt dem matschigen Knastfraß ein Steak mit Scampispieß vorgesetzt.



Als Steven Russel wieder auf freiem Fuß ist, erkämpft er als selbsternannter Anwalt auch Phillips Entlassung aus dem Gefängnis. Wieder beschließt der Lebenskünstler, das nötige Geld für ein Leben in Wohlstand durch ein paar Betrügereien klarzumachen. Er baut sich eine vollständig neue Existenz als Finanzchef eines Unternehmens auf. Aber es kommt, wie es kommen muss. Phillip ist schockiert, als Steven eines Tages plötzlich gehetzt mit einem Koffer voller Geldscheine in der Hand die Eingangstüre aufreißt und ihm zuruft, er solle so schnell wie möglich packen. Das Vertrauen ist dahin und Steven wieder hinter Gittern.

Aber er hat nicht vor, lange dort zu bleiben – er wird zum todesmutigen Ausbrecherkönig, der keine Gelegenheit auslässt, es wieder und wieder zu versuchen. Allerdings ist das Glück nicht auf seiner Seite und er wird jedes Mal bald geschnappt.

Der letzte Liebesbeweis für Phillip Morris schlägt alles bisher Dagewesene, läutet jedoch gleichzeitig das Ende ihrer gemeinsamen Beziehung ein.



„I love you, Phillip Morris“ ist ein unberechenbarer Film voller Leidenschaft, Lebenslust und tiefer Traurigkeit, der zeigt, dass alles möglich ist, wenn man nur die nötige Menge an Fantasie mit enorm viel Mut mischt.

Der wahre Steven Russel, auf dessen Lebensgeschichte dieser Film beruht, sitzt zurzeit im Gefängnis, wo er auch die nächsten 144 Jahre verbringen muss. Pro Tag hat er nur eine Stunde Freigang. Phillip Morris hat einen Cameo-Auftritt in dem Film und stand den Filmemachern als Berater zur Seite.

(ag)

Fotos: www.filmladen.at


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