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Lost: Zwischen Schicksal und Selbstbestimmung
11.07.2010
Die letzte Lost-Folge wurde vor kurzem ausgestrahlt. Nach sechs Staffeln findet diese beliebte Fernsehserie ein Ende. Viele fragen sich nun, warum sie überhaupt so erfolgreich werden, und wie sie über sechs Jahre lang so erfolgreich bleiben konnte. Kaum ein Staffelfinale wurde so heiß erwartet wie das von Lost, denn angeblich sollen nun endlich auf alle noch offenen Fragen Antworten gegeben werden, allen voran Was ist das für eine Insel?

Angefangen hat alles wie eine Robinsonade: Ein Flugzeug stürzt ab, die Überlebenden rotten sich zusammen, um eine Gemeinschaft zu gründen. Sie versuchen gemeinsam, von der Insel zu entkommen. Die Charaktere sind grundverschieden. Als Anführer wird Jack, der Wirbelsäulenchirurg, gesehen, weil er von Anfang an jedem zu helfen versucht. Dann gibt es John Locke, der im Rollstuhl gefangen war und auf der Insel plötzlich zum Überlebenskämpfer schlechthin wird, Bad Guy Sawyer, der flotte Sprüche klopft, und die hübsche Frau Kate, eine Mörderin, die in der normalen Welt auf der Flucht war. Weitere Charaktere sind Charlie, ein drogenabhängiger Rockstar, Hugo, ein glückloser Lottospieler, Claire, eine hochschwangere Frau, die ihr Kind zur Adoption frei geben wollte, und Jin und Sun Kwon, ein Ehepaar aus Korea. Die Liste kann beliebig weiter geführt werden, denn an mysteriösen Charakteren mangelt es in dieser Serie nicht.

Die Faszination liegt aber nicht im Überlebenskampf. Schon in der ersten Staffel wird klar, dass die Insel etwas Besonderes an sich hat, denn ein schwarzer Rauch scheint hier Menschen anzugreifen und zu töten. Außerdem besiedeln „Andere“ die Insel, die es auch auf die Leben der Abgestürzten abgesehen haben. Jede Staffel bringt nur noch mehr Fragen mit sich.

Wer nach einer Staffel schon frustriert aufgegeben hat, der Handlung zu folgen, dem seien die DVDs ans Herz gelegt, denn eine Serie wie Lost sieht man am besten in einem Stück an. Es mangelt nicht an herzzerreißenden Geschichten, die einem Tränen in die Augen treiben.

Einige Geheimnisse werden in der finalen Staffel nach und nach aufgelöst. Am Schluss wird einem klar, dass Lost vor allem eine Charakterstudie war: Warum sind diese Menschen, wie sie sind. Warum können sie auf einer Insel, wo sie laufend vom Tode bedroht sind, glücklicher Leben als in der normalen Welt? Lost ist auch gespickt mit philosophischen und wissenschaftlichen Fragestellungen: Gibt es einen freien Willen? Glaube oder Wissenschaft? Gibt es Zeitreisen?

An sich ist die Serie ein Spiel mit einem Gedankenexperiment, das die Abgründe des Menschen behandelt und zeigt, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

(dw)

Foto: © 2006 American Broadcasting Companies, Inc.
    

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