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Dann gibt es keinen Mc Donalds mehr…
07.04.2010
Kinder verstehen von Anfang an, und sie sagen uns ganz genau, was sie wollen. Dennoch unterschätzen wir sie oft. Sie auszuschließen, mit dem Vorwand sie seien noch zu klein, um zu verstehen, kann negative Folgen haben.

Das menschliche Gehirn hat gerade in den ersten Lebensjahren, so wie bei allen Säugetieren, die Aufgabe und Möglichkeit, alle überlebensnotwendigen Informationen aufzunehmen, und so können Kinder zu eigenständigen Erwachsenen heranwachsen. Bis zum zweiten Lebensjahr entwickeln sich im Gehirn so viele Synapsen, wie sie Erwachsene haben. Bis zum dritten Lebensjahr sind es bereits doppelt so viele. Wissenschaftler und Ärzte sind sich einig: So viel, wie ein Mensch in den ersten Lebensjahren auf einmal lernen kann, kann er nie wieder.

Kinder verstehen von Anfang an und wollen auch verstehen


Früher gingen Wissenschaftler davon aus, dass Kinder erst etwa ab ihrem zweiten Lebensjahr dazu fähig sind, ihre Bedürfnisse zu äußern. Kinder sagen einem von Anfang an, was sie wollen, so Dr. med. Julia Rüsch, Ärztin für Allgemeinmedizin/Psychosomatik. Man muss nur lernen zu verstehen. Kein Kind weint oder schreit ohne Grund. Lösung ist nicht, das Kind schreien zu lassen oder ihm einen Schnuller in den Mund zu stecken.

Wichtig ist, von Anfang an ehrlich und offen mit dem Kind zu reden und es nicht auszuschließen. Kinder verstehen mehr, als man ihnen oft zutraut.

Ein Beispiel: Eine politische Diskussion bei Tisch, die Kinder hören nebenbei zu. Einige Tage später äußert Simon (7) seine Sorgen: „Wenn Rosenkranz an die Spitze kommt, gibt es keinen Mci mehr, weil der ist ja ausländisch.“ So erheiternd diese Aussage auch sein mag, zeigt sie doch eindeutig Simons Verständnis. Gerade wenn Kinder Interesse an einem Thema zeigen, ist es die Aufgabe von uns Erwachsenen, dies zu unterstützen.

Geh spielen, jetzt reden die Erwachsenen.

Kinder nehmen Informationen aus allen ihnen zur Verfügung stehenden Quellen auf. Wenn ein Kind eine Information einfordert und mit der Floskel „Du bist noch zu klein, um das verstehen zu können“ abgespeist wird, beginnt es an seiner Selbstwahrnehmung zu zweifeln. Dies kann so weit gehen, dass das Kind versucht, den Eltern etwas beweisen zu wollen. Es bringt gute Noten heim, tut dies aber nicht aus Freude oder Interesse am Lernen, sondern um den Eltern etwas zu beweisen. So lernt das Kind, alles in seinem Leben den Wünschen und Vorstellungen der Eltern anzupassen, und verliert somit quasi seine eigene Identität. Später, als Erwachsene, wissen diese oft nicht, was sie eigentlich wollen.

Das Ausschließen des Kindes aus Diskussionen und Streit kann gravierende Folgen haben. Das Kind sieht, dass etwas nicht im Einklang ist. Anstatt die Situation zu erklären, ziehen viele Eltern vor, das Kind wegzuschicken, im Glauben, sie würden es damit schützen. Erst durch dieses Wegschicken entstehen im Kind Sorgen. Dies kann bis zu Schuldgefühlen führen, gerade wenn das Thema sich um das Kind dreht, was für das Kind eine psychisch unerträgliche und schmerzhafte Situation darstellt.

„Heikle“ Themen

Manche Themen, wie Politik, bedürfen vielleicht einer genaueren Erklärung, sollen aber nicht umgangen oder verschönert werden. So ist auch die Erklärung von Sex in der altmodischen „von Bienen und Blumen“-Form völlig unnütz.

Kinder verstehen oft besser als Erwachsene, da sie nicht alles bis ins kleinste Detail zerdenken. Ein offener und ehrlicher Umgang ist unbedingt von Nöten. Kinder können und wollen verstehen, und es ist unsere Aufgabe, das zu unterstützen.

(kh)


die-frau.ch