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Auf der anderen Seite des Bettes
28.06.2010
Das Thema Scheidungen ist aufgrund der weiter ansteigenden Raten weiterhin aktuell. Die französische Regisseurin Pascale Pouzadoux zeigt mit ihrem Film „Auf der anderen Seite des Bettes“ kein übliches Scheidungsdrama mit Schmerzen und Sorgen.

Die Hauptidee des Filmes ist es, eine Ehe zu retten, die auf gesellschaftlichen Strukturen und Vorstellungen aufgebaut ist und daran zu zerbrechen droht: Die Frau ist eine ewige Hausfrau, der Mann verbringt den ganzen Tag im Büro. Eine Situation, die für tausende Familien in der ganzen Welt als völlig typisch wirkt. Ariane (Sophie Marceau) kocht, bügelt, wäscht… Bis sie sich zu einem ausgefallenen Schritt entschließt: Sie will ein Jahr lang mit ihrem Mann die Rollen tauschen. Er übernimmt ihre täglichen Aktivitäten, sie übernimmt seine. Sie benimmt sich wie ein Mann, er benimmt sich wie eine Frau, vor allem was Gefühle und Körperkontakt anbelangt. Was anfangs seltsam ist, bringt jedoch völlig unerwartet Früchte. Ariane versteht endlich, dass die Rolle und Stellung einer Frau weit über die Hausarbeit hinausreicht. Ihre Sicht und Herangehensweise bringt die Firma des Ehemannes zum Erfolg, ihre Empfindlichkeit rettet sie vor dem Krach. Sie lernt, sich selber zu schätzen, vor allem als Frau, um die sich jetzt ihr Ehemann bemüht, der für ihr Glück und Wohlbefinden sorgt.





Nicht zuletzt blüht ihr sexuelles Leben auf: Ariane versteht und lernt, ihren Mann anzuleiten, macht das, was sie machen will, und gibt ihm dabei zu verstehen, wie er sie zu befriedigen hat, was er auch mit Vergnügen durchführt. Denkt man an den Film „Was Frauen wollen“ mit Mel Gibson zurück, hat man ein kleines Déja-vu. Würde Nick Marshall die Gedanken von Lola  nicht lesen können, würde er wahrscheinlich niemals in die „geheime Welt“ der Befriedigung der Frau eintauchen können. Warum haben die Frauen verlernt, die Männer anzuleiten? Ist Gedanken Lesen oder ein solcher Rollentausch der einzige Weg für den Mann zu erfahren, was eine Frau will? Sophie Marceau in einem Interview: „Der Film trägt so märchenhafte Züge und ich mag das sehr.“ Ein Märchen also, nichts, was es so in der Realität gibt?





Nicht ganz spurlos geht das Spiel der Eltern an ihren zwei Kindern Hector und Louise vorbei. „Ihr würdet euch lieber scheiden lassen“, mein der Sohn zum Experiment der Eltern. Dass die Kinder zur Mutter gehören und kein Vater auf der Welt diese ersetzen kann, wird verstärkt in dem Film angedeutet. Ariane merkt, wie sehr die Kinder sie brauchen und wir gerne sie ihnen immer ihre Liebe, Nähe und Fürsorge schenkt. Aus diesen Gründen bricht sie das Experiment vorzeitig ab, um wieder für ihre Sprösslinge da zu sein.

Doch statt in die alten Rollenmuster zurückzufallen, bleibt Ariane die Frau, die sie endlich wieder gefunden hat, und Hugo genießt es, sich um seine Ehefrau bemühen zu dürfen. Eine Traumvorstellung? Oder eine Idealvorstellung.





(vs)

Fotos: www.movienetfilm.de


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