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Benazir Bhutto: Frauen weinen nicht
07.05.2010
„You can imprison a man, but not an idea. You can exile a man, but not an idea. You can kill a man, but not an idea.“ (Du kannst einen Menschen ins Gefängnis bringen, doch nicht eine Idee. Du kannst einen Menschen aus dem Land verbannen, doch nicht eine Idee. Du kannst einen Menschen töten, doch nicht eine Idee.) - Benazir Bhutto.

Als erste Frau wurde Benazir Bhutto zur Premierministerin Pakistans gewählt. Jedoch ist sie nicht das erste Familienmitglied, das zum Opfer eines Attentates wurde. Vor Jahren wurde ihr Vater gehängt und ihre zwei Brüder erlitten ebenfalls einen Tod unter ungewöhnlichen Umständen.

Benazir Bhutto wurde als Islamistin in Pakistan geboren. Als eine treue Muslimin kämpfte sie für die Gleichstellung, Demokratie, eine offene, tolerante Haltung gegenüber dem Islam und stand für eine Überschneidung zwischen dem Westen und dem Islam. Das Thema Glauben ist ein bedeutsamer Reibungspunkt zwischen den Kulturen und Welten. Der Islam spielt in diesem Konflikt mit seinen strengen Gesetzen und Vorschriften, die sich in der weltlichen Auslegung vor allem nach der Unterdrückung der Frau und ihren Wünschen und Bedürfnissen richten, eine große Rolle. Die Frauen im angrenzenden Ausland setzten sich mit diesen Traditionen auseinander, Benazir Bhutto kämpfte für die Anerkennung und Gleichstellung vom Islam, weil ihr von den Eltern beigebracht wurde, dass die Traditionen und der Glaube über die menschliche Natur gehen.

Als Frau in der Politik näherte sie sich mit ihren eigenen Vorstellungen von Stärke und Macht einem Männerbild an. Für sie war die Äußerung der eigenen Gefühle, Emotionen, vor allem aber die Möglichkeit, zu weinen, ein Zeichen der Schwäche, wodurch man sich in den Augen der Gegner verletzlich macht. Auch ihren Kindern brachte sie bei, hart und gefühllos zu sein. Doch sie selbst zeigte sich durchaus verletzlich und sprach offen über ihre Unzufriedenheit mit der Regierung und deren Taten, die der Demokratie nun gar nicht entsprachen. Tatsache ist, dass in der Politik eine Geschlechtslosigkeit propagiert wird.

Als ihr Vater verurteilt wurde, kämpfte sie mutig für seine Freilassung, bis er gehängt wurde und ihre Welt zu bröckeln begann. Danach folgte sie seinen Fußstapfen aus Überzeugung, sie wollte seine Vorhaben durchzusetzen.





Benazir Bhutto brachte drei Kinder zu Welt: Einen Sohn, Bilawal, der bereits mit 19 Jahren die Führung der Pakistanischen Volkspartei (PPP), der seine Mutter angehörte, übernommen hat, und zwei Töchter: Bakhtawar und Asifa. Mahnaz Malik, dem Rechtsanwalt und engen Freund der Familie, vertraute Benazir Bhutto die Kommunikation mit den Kinder an, die sie in ihrem Teenager-Alter mit ihren Sorgen nicht zu verstehen wusste. Eine Mutter, deren Terminkalender kaum Zeit für die Kinder zuließ. Der Vater saß im Gefängnis – in diesen Verhältnissen wuchsen die drei Kinder auf.

Zweimal wurde Bernazir Bhutto ihres Amtes als Premierministerin wegen Korruptionsvorwürfen enthoben, sie war im Exil in Dubai und London, und trotzdem gab ihr kämpferischer Geist nicht auf. Allen Warnungen zum Trotz kehrte die Politikerin zurück und wurde zum Opfer eines gewaltsamen Attentats.

Doch nicht der Mord fällt auf, sondern in erster Linie der Versuch, ihn zu vertuschen. Die Spuren wurden gleich mit Wasser weg gewaschen, es gab keine Obduktion, keine Täter. Tatsächlich aber starb sie durch drei Schüsse in Nacken und Brust. Der Schütze ist auf einem Amateurvideo deutlich zu sehen ist. Doch das wurde von der Polizei unter den Teppich gekehrt.

(vs)

Foto: IlyaHaykinson
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