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Zoe Leonard „Photographs“
19.01.2010
ZoeLeonard hat polnische Wurzeln, ihre Heimat- und Geburtsstadt ist jedoch Liberty, New York. Dadurch, dass die Mutter der Künstlerin beim TWA-Bodenpersonal arbeitete, hatte sie schon früh die Möglichkeit, viel zu reisen. Auch arbeitete sie in unterschiedlichen Gelegenheitsjobs. Doch wirklich entfalten konnte sie sich beim Fotographieren all dieser Alltagssituationen.

Leonard ist für ihre provokative Arbeiten bekannt. Anlässlich der Dokumenta IX hat sie sich einen Namen in der Kunstwelt gemacht, als sie schwarz-weiße Fotos mit Abbildungen von Männern durch Darstellungen der Vagina ersetzte. Hiermit zeigte sie die Diskriminierung von Homosexuellen auf.

"Mein Coming-out musste sein. Das kann kein Hetero verstehen. Ich musste dieses Verlangen in mir finden und ihm folgen, auch wenn es gegen alle sozialen Muster um mich herum gerichtet war. Dieser Prozess des Entdeckens, des Untersuchens und des Vertrauens in das eigene Verlangen war für mich formativ", so äußerte sich Zoe Leonards zu ihrem Drang, sich von gesellschaftlichen Vorstellungen zu befreien, um eigenen Wünsche nachgehen zu können.

Ab Anfang Dezember sind die Arbeiten der Künstlerin, die stark das Alltagsleben projizieren, im Wiener Mumok zu bewundern. „Analogue“, eine zwischen 1998 und 2009 entstandene Werkserie über die Veränderungen des Stadtbildes, steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Analog steht auch für das Gegenteil von digital, die analoge Fotografie im Gegensatz zur digitalen. So haben Leonards Bilder auch den für Analogfotografie typischen schwarzen Rahmen, Staub und Kratzer auf dem Negativ gehören zum Prozess des Fotografierens und werden nicht versteckt. Dies sei die „pure“ Fotographie, die ursprüngliche, die schon in sich ein vollkommenes Bild ist. Was und wie gesehen wird, entscheidet der Betrachter.

Die „Analogue“-Serie ist der Versuch, Vergänglichkeit aufzufangen und wiederzugeben. Man sieht eine Reihe von Schaufenstern von meist in Folge der Globalisierung aufgelassenen Geschäften der New Yorker Lower East Side. Daneben zeigt Leonard gebrauchte Schuhe, zerbrochene Puppen, alte Sachen, zusammengestellt und aufgereiht, Einblicke in ihre langen Reisen.

Zoe Leonard ist eine Künstlerin, die sich dem Kampf mit der Zeit und der Realität gestellt hat, und sie schafft es, mit ihren sehr direkten Arbeiten „ohne Glanz und Eingriff von Außen“, die Menschen zu provozieren, abzuschrecken aber auch zu erstaunen. Wer sich diese emotionale Ausstellung nicht entgehen lassen will, kann dies bis 21.Februar im Wiener Mumok tun.

(vs)

Foto: Mumok

die-frau.ch