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In the land of blood and honey
14.02.2012
Noch während der Dreharbeiten wurde um den Film viel Wind gemacht.   Ich muss leider schon am Anfang sagen umsonst.
Der Film hatte seine Prämiere bei der Berlinale und bei der Pressekonferenz waren mehr Menschen als im Kinosaal. Was leider ein Zeichen dafür ist, dass es mehr um Angelina Jolie geht, als um den Film selbst…

Wir schreiben das Jahr 1992, Ajla (Zana Marijanovic), eine muslimische Bosnierin, bereitet sich in der Wohnung ihrer Schwester auf ein Date mit Danijel (Goran Kostic), dem christlichen Serben vor.  Was ein schöner Abend werden sollte, wird zur Katastrophe als die Bombe explodiert. Das Lachen und Tanzen wird durch Explosionen unterbrochen und deutet darauf hin, was niemand  glauben wollte: den Krieg.

Kurz danach kommt die serbische Armee und nimmt Ajla mit anderen Frauen mit. In dem Gebäude, wo sie hingebracht wird, ist Danijel als Kommandant tätig. Gleich am Anfang rettet er sie vor der Vergewaltigung und versucht sie immer zu schützen, so viel wie in dieser Situation möglich ist.  Um nicht zu viel zu verraten, werde ich hier aufhören.

Die Liebegeschichte des Pärchens hat eine zentrale Rolle in dem Film. Durch das Pärchen wird der Krieg beobachtet, wie er die Menschen beeinflusst, ob die Liebe stärker ist als der Krieg. Und das ist sie nicht. Der Film hatte einen guten Anfang, vor allem wenn man sich mit der Thematik auskennt (z.B. fängt der Film mit dem Text aus dem Lied „Zemlja“ (Land) von Ekv : „ovo je zemlja za nas ovo je zemlja za svu nasu decu“ – "das ist das Land für uns, das ist das Land für alle unsere Kinder“). Was natürlich eine Symbolik hat, aber leider nicht mit einem Untertitel versehen wurde.

Die schauspielerischen Fähigkeiten im Film sind von den meisten Schauspielern ziemlich gut, was leider daran liegt, dass viele von ihnen selbst  den Krieg erlebt haben. Der Beste, wie es auch zu erwarten war, natürlich neben Zana Marijanovic, Rade Serbedzija. Er hat noch einmal gezeigt, dass die Rolle des Führers, egal  in welchem Kontext, ihm am besten passt.

Zana Marijanovic hat in der Rolle überzeugt und hat es geschafft zu zeigen, dass wenn man die größte Angst hat, nichts sagt und der Fokus einfach nur auf einer Sache liegt - zu überleben. In der Situation, wo du nicht als Mensch betrachtet wirst, hast du auch nichts zu sagen.
Goran Kostic hat meiner Meinung nach die schwierigste Rolle. Am Anfang war er überraschend gut, aber später wurde er schlechter. Als ob er selber nicht mehr an die Geschichte glaubte.

Der erste Teil des Filmes war gut und ziemlich realistisch, bei einigen Szenen wo Kinder involviert sind, gab es Menschen die den Saal verlassen haben. Ich, als eine die den Krieg als Kind miterlebt hat, fand den ersten Teil gut und realitätsnah, ich war auf den Rest gespannt, doch dann kam die Enttäuschung.

Ab der Mitte wird der Film einfach schlecht bzw. wird  zu einer Hollywood-Story. Und Hollywood hat nichts im Balkan verloren.  
Angelina Jolie hat den Faden wie auch die Kontrolle über die Kamera verloren, und hat uns das Drama serviert, das man in Hollywood Filmen zu sehen bekommt. Einfach zu viel, realitätsfern, zu dramatisch, als ob der Krieg selbst nicht genug war. Ja, das war ihr erster Film, aber sie ist in dieser Branche seit sie ein Kind war...

Manchmal brauchen Filme die Geschichte mit Anfang und Ende nicht, weil echte Lebensgeschichten keine klare Reihenfolge, wie der Krieg in Ex-Jugoslawien, haben. Wann hat es wirklich begonnen - weiß keiner genau - und ob es wirklich beendet ist, ist auch nicht sicher. Nach dem Screenig im vollen Saal, als die Lichter noch aus waren, rief jemand laut „Braca Srbi“.  Hat der Krieg nicht mit diesem Aufschrei begonnen?

Sandra Bakula

Fotos: Berlin Film Festival

die-frau.ch