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Tim Burtons Reise ins Wunderland
07.03.2010
Tim Burton nimmt sich des „Alice im Wunderland“-Stoffes an und macht sein eigenes Märchen daraus. Kann der Film die großen Erwartungen erfüllen?

Lewis Carrolls bekanntesten Werke „Alice im Wunderland“ (1865) und „Alice hinter den Spiegeln“ (1871) wurden durch das Mädchen Alice Liddell inspiriert. Die Geschichten faszinierten seit jeher Alt und Jung gleichermaßen und wurden mehrfach filmisch adaptiert. Auch Tim Burton versucht nun, die Abenteuer von Alice auf seine Weise weiterzuerzählen, und kreiert eine eigene moderne Alice, die mit einigen feministischen Attributen ausgestattet ist, um so auch den Frauen des 21. Jahrhunderts als Vorbild dienen zu können.

Alice (Mia Wasikowska) ist 19 Jahre alt. Sie soll einen Heiratsantrag von einem adligen Lord erhalten, der ihr nicht gerade gefällt, aber sie möchte niemanden enttäuschen und auch nicht, wie ihre Tante, als alte verrücke Jungfer enden. Bevor sie sich für eine Antwort entscheiden kann, sieht sie, wie schon einmal als Kind, ein weißes mit einer Weste bekleidetes Kaninchen und verfolgt es. Und fällt, ebenfalls wie vor Jahren, abermals in den Kaninchenbau. Alice ist wieder im Wunderland, doch eigentlich heißt es Unterland, denn Alice hatte sich bei ihrem ersten Besuch in der Kindheit verhört. Dort trifft sie wieder auf seltsame Gestalten, so dass sich die junge Frau immer wieder sagt "Das ist nur ein Traum." Allerdings ist es ein sehr realer Traum. Auf der Flucht vor dem Bandersnatch wird sie verletzt, und sie erfährt von den grausamen Verhältnissen, die im Unterland herrschen: Seit die Rote Königin (Helena Bonham Carter) die Herrschaft übernommen hat, kann kein Bewohner mehr ruhig schlafen. Die Blaue Raupe Absolem aber weiß, dass in einem Orakel prophezeit wurde, dass am Blumertag Alice kommen würde um den Jabberwocky der Roten Königin zu erschlagen. Auf diese Weise käme wieder die Weiße Königin (Anne Hathaway) zur Macht. Alice fühlt sich mit dieser Rolle überfordert: Ist sie überhaupt die richtige Alice? Und warum meint der verrückte Hutmacher (Johnny Depp), dass sie ihr "Mehr Sein" verloren hätte?





Alice wirkt ein wenig leblos und emotionslos neben den bunten Kreaturen aus dem Wunderland. Wenn der Hutmacher oder die Rote Königin auftreten, faszinieren sie die Zuseher auf eine ganz besondere Weise. Jeder Charakter hat seine Eigenheiten und Komplexe: Ja, sie sind verrückt! Und auffallend außergewöhnlich. Allerdings werden nicht alle bekannten Szenen des Originals aufgenommen. Die Teeparty des verrückten Hutmachers, des Märzhasen und der Haselmaus ist nur ein kurzer Abstecher auf den Alices Weg, die vor allem darauf bedacht ist, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre eigenen Entscheidungen zu fällen. Zwar helfen ihr die anderen Figuren, wie die Grinsekatze, dabei, ihre Vorherbestimmung zu erfüllen, aber sie bleibt selbstbestimmt und wird am Ende zur Heldin.





Man kann sich den Film in 3D ansehen, allerdings wurden die Effekte, anders als bei Avatar, erst im Nachhinein eingefügt. Dadurch ist der Film auch in 2D sehenswert. Wer Tim Burton-Filme mag und eine Affinität zu allerlei Verrücktheiten hat, wird an dieser Alice im Wunderland Adaption bestimmt seine Freude haben.

(dw)

Fotos: image.net


die-frau.ch