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Interview mit ‘am Warmen
01.02.2012
„Wie ist das bei euch? Kommt ihr beide jedes Mal?“, so frage ich einen homosexuellen Freund von mir. Dieser reißt die Augen auf und antwortet lachend: „Ja klar, was sonst?“ Ja klar, was sonst – genau das sollte die Einstellung sein ,wenn es um Sex geht. Ist es auch, aber leider nur für Männer (homo und hetereo) und Lesben.

Warum nun stelle ich überhaupt diese Frage? Dass beide Partner bei homosexuellem Sex kommen, ist eine Selbstverständlichkeit. Mir ging es um die Reaktion. Diese ironisch, die Frage belächelnde, ungläubige Reaktion. Stellen wir nun dieselbe Frage einem Heterosexuellen. Nun, die häufigste Reaktion, die mir begegnete, war eine Bejahung in Worten. Doch die Körpersprache, vor allem die Augen, die aufflackernde Nervosität, das unsichere Händeringen, verraten, was tatsächlich dahinter steckt: das Unwissen. Die Männer wissen es nicht. Und warum? Nicht etwa, weil sie zu feige wären  nachzufragen, ist doch eine der liebsten Fragen der Männerwelt „War es schön für dich?“. Nein, viel mehr ist es der Frauen Schuld, die nicht fähig sind, zu sagen, dass sie keineswegs befriedigt wurden. Immerhin wollen sie ja nicht, dass ihr toller Macker anfängt, an sich zu zweifeln. Im Prinzip tun sie also nichts anderes, als sich selbst sexuell zu degradieren. Der Mann resp. der Junge und dessen Befriedigung und Zufriedenheit sind wichtiger als sie und ihre eigene Befriedigung. Dieser Akt der „Selbstlosigkeit“ ist gleichermaßen ein Akt der Selbstzerstörung. Frau hat nicht länger Sex, weil er geil ist und um befriedigt zu werden, sondern für den Mann, dessen Befriedigung, und um der Beziehung willen.

Als ich meinen derzeitigen Partner traf, stimmte die Chemie vom ersten Moment an. Als das Thema Sex aufkam, war sein erster Satz: „Mir ist es wichtiger, dass die Frau Spaß hat und befriedigt ist, als das ich komm‘.“ Konnte ich meinen Ohren trauen? Man sagt nicht umsonst: Ein Mann sagt viel, wenn er vögeln will. Doch da von Anfang an kein Zweifel bestand, gab es nichts zu überlegen. Völlig natürlich sprachen wir über alles, völlig natürlich sagte ich ihm was ich will, völlig natürlich war es, das widerliche unerotische Kondom wegzulassen, völlig natürlich passte eines zum anderen und völlig natürlich kam der Orgasmus und das bei jedem Mal. Und um das Ganze noch zu toppen; Ich käme nicht im Traum auf die Idee, ihn zu bemuttern. Viele Frauen sind der Meinung, dass das zu ihren Aufgaben zählt. Kein Wunder, wenn er sie sexuell nicht befriedigt, kann er in ihren Augen keinen Mann darstellen, also muss er Kind sein - und ein Kind will bemuttert werden. Den Mann resp. das Kind wird bekocht, versorgt, verhätschelt und - on top of that - belogen.

Oh schöne Gesellschaft, die es uns Frauen so leicht macht, uns zu degradieren und es oft nicht einmal zu merken. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum die Frau heutzutage immer noch den Namen des Mannes bei der Hochzeit annimmt? Und warum Ehekinder den Namen des Vaters, ehelose Kinder den Namen der Mutter bekommen? Wir Frauen sind es, die es zulassen, dass wir degradiert, sexuell unbefriedigt, bevormundet und unglücklich sind. Mit etwas mehr Gehirn und Ehrlichkeit könnte die Welt anders aussehen…

Autor: Anonym

die-frau.ch