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Sherlock Holmes 2
21.01.2012

Die Fortsetzung von Guy Ritchie’s kleinem Experiment aus dem Jahre 2009 kann nicht ganz in die Fußstapfen des vorangehenden Blockbusters treten. Die zweite Neuverfilmung aus Sir Arthur Conan Doyle’s „Sherlock Holmes“-Reihe kann nicht mehr ganz das halten, was der erste Teil versprochen hat – scheinbar ein weiteres Opfer der Fortsetzungskrankheit.(?)

Die Geschichte ist folgende: Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) ist dabei, einer großen Verschwörung, die in einen „Weltkrieg“ (ein im Jahr 1891 noch nicht geschichtsträchtiges Wort) gipfeln könnte und deren Drahtzieher der überaus intelligente Prof. James Moriarty (Jared Harris) ist, auf der Spur. Moriarty versucht durch Sprengstoffanschläge auf Politiker, die Länder gegeneinander auszuspielen.
Eine weitere Tatsache, die Holmes beunruhigt ist jene, dass Dr. Watson (Jude Law) seine Verlobte Mary heiraten will und dann möglicherweise weniger Zeit für ihn aufbringen kann.

Einen nicht ganz perfekten Junggesellenabschied und eine Hochzeit später ereilt das frisch vermählte Paar am Weg zu ihren Flitterwochen ein nettes Hochzeitsgschenk des Professors – eine Menge Bleikugeln, geschossen von seinen Schergen, um die frisch Angetrauten zu töten. Das Vorhaben kann durch einen Holmes in Frauenkleidung vereitelt werden und nachdem Mary auf ein wenig ungewöhnliche Weise in Sicherheit gebracht werden kann, führen neue Erkenntnisse das wiedervereinte Team Holmes & Watson von Frankreich über Deutschland bis zum Showdown in die Schweiz, wobei die Zigeunerin Madam Simza (Noomi Rapace) sich mehr oder weniger freiwillig dem Vorhaben der beiden anschließt.
 

Wie im ersten Teil verkörpert Sherlock Holmes den faustschwingenden Detektiv mit dem losen Mundwerk, dem ein Gläschen Formaldehyd besser mundet, als jedes andere Tröpfchen, aber der trotz aller Eigenwilligkeit immer wieder unglaublichen Scharfsinn beweist.
In diesem zweiten Teil hat er einen ebenbürtigen, wenn nicht ihn scheinbar an Genialität übertreffenden Gegner. Schade ist jedoch, dass diese bösartig geniale Ader von Professor Moriarty erst am Ende zum Vorschein kommt. Bis dahin wirkt seine Figur eher ein wenig fad und farblos.
Generell schwimmt der Film zu Beginn eher an der Oberfläche, es gibt zwar Kampfszenen und ein paar amüsante Wortwechsel, aber das war es auch. Erst zum Ende hin, als immer mehr Zusammenhänge klar werden, erhält die Geschichte selbst mehr Spannung. Womit der Film aber punkten kann, sind die Effekte zwischendurch – in Form von Explosionen, Schießereien und ähnlichem – zwar nicht ganz auf Actionfilmniveau, aber insgesamt durchaus nicht von schlechten Eltern.

Die Frauen spielen in diesem Film eine eher untergeordnete Rolle, im Großen und Ganzen sind sie die gesittete Zierde des Mannes, jedoch sind bei den weiblichen Hauptfiguren, v.a. bei der Zigeunerin Madam Simza, dem Frauenbild ihrer Zeit nicht ganz entsprechend, immer wieder emanzipierte Momente zu beobachten. Während Mary die Lady verkörpert, ist Simza der Wildfang, sie hat Herz, aber kann von Geschossen und Gewehrkugeln verfolgt - wie man so schön sagt - auch ihren Mann stehen.

Vom „Spiel im Schatten“ darf man sich keine Meisterleistung erwarten, aber doch ist er, v.a. für die Fans des ersten Teils, oder auch , wenn die Unterhaltung im Vordergrund steht, ein sehenswerter Film.

(mg)


die-frau.ch