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Was Tiere über Menschen sagen
11.02.2010
Viele haben sich als kleine Kinder ein Haustier gewünscht. „Ich werde für alles alleine sorgen, es pflegen, mich um das Tier kümmern“. Doch dann bleibt die ganze Arbeit wieder an den Eltern hängen. Der Umgang mit einem Tier ist aber ein guter Spiegel des sozialen Verhaltens, der jedoch alleine nicht ausreicht, um alles zu lernen, was für das spätere Leben als Teil der Gesellschaft notwendig ist.

In einem Experiment am Forschungsinstitut der Uni Wien wurde das Verhalten von Kinder im Ungang mit Tieren in einem Kindergarten in Krems beobachtet. In die Kindergartengruppe wurden Käfige mit sechs Kaninchen integriert. Auf den Einzug der Tiere in den Kindergarten reagierten die Kinder auf komplett unterschiedliche Art und Weise. Diejenigen, die als Außenseiter galten, zogen sich zurück. Die Mädchen haben am meisten Interesse am Streicheln der Kaninchen gezeigt, was gerne darauf zurückgeführt wird, dass Mädchen von Natur aus sensibler und sozial interessierter sind als Buben. Die Jungen waren eher mit dem Ausmisten der Ställe und dem Besorgen des Futters beschäftigt. Andere Jungen, die in der Gruppe eher eine „hohe Position“ besaßen, haben neben den Mädchen genauso gern die Kaninchen gestreichelt. Eine andere Gruppe der Buben fand dieses Benehmen nicht „attraktiv“ und nahm lieber eine Beobachterstellung ein.

Als Schlussfolgerung des Experimentes konnten Rückschlüsse von den Verhaltensweisen der Kinder im Umgang mit den Kaninchen auf ihre Verhaltensweisen mit anderen Kindern gezogen werden, besonders bei Kindern mit Schwierigkeiten und einem Mangel an Vertrauen anderen gegenüber.

Eine andere Untersuchung hat gezeigt, dass in Deutschland 40 bis 50 Prozent der Menschen Probleme haben, Vertrauen aufzubauen. Vor 40 Jahren waren es noch etwa 30 Prozent, was auf eine eindeutige Verschlechterung hinweist. Ebenfalls wurde festgestellt, dass in Familien mit sozial schwierigem Hintergrund dieser Mangel an Vertrauen in 95 Prozent der Fällen von den Eltern auf die Kinder übertragen wird.

Um diesen Verhaltensmustern entegenzuwirken können gerade Tiere, oft aber auch einfach nur ein Stofftier oder eine vertrauensvolle Kommunikation zwischen Eltern und Kindern beitragen. Zugleich sollte aber auch bedacht werden, dass Tiere nicht als „Versuchsobjekt“ dienen sollen. Wichtig ist, wenn man Kindern Tieren gibt, ihnen beizubringen, wie sie mit den Tieren umgehen sollen, und dass es eine verantwortungsvolle Aufgabe ist, ein Tier zu pflegen. Dabei müssen entweder die Eltern oder das Kindergartenpersonal immer darauf achten, dass den Tieren kein Leid geschieht, während die Kinder über die Liebe zum Tier lernen, Vertrauen aufzubauen. Erst dann ist es möglich, dieses Vertrauen auch im späteren Leben anderen Menschen gegenüber zu haben.

(vs)


die-frau.ch