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Wenn Kindermädchen den Platz der Mutter ersetzen - Teil 1
05.12.2011

„Mami, darf ich bei dir schlafen?“ – „Nein, mein Kleiner. Dein Platz ist besetzt. Dort schläft dein Vater“. Können Sie sich vorstellen, dass eine Hündin das gleiche zu ihren Welpen sagt? Oder eine Stute zu ihrem Fohlen? Doch in der Menschenwelt ist es der Normalzustand, dass die Mutter ihre Privatsphäre mit dem Mann-Kind braucht und das tatsächliche Kind als ein Zusatz, ein Hund oder ein Haustier ins andere Zimmer, weit weg von den Eltern, wo es beide nicht stören kann, verschickt wird. Direkt wird das zwar nie ausgesprochen, doch immerin wird es in jeder Familie so gehandhabt, und den Kindern der Körperkontakt abgesprochen - vor allem von der Mutter, was zu einem tiefen und schwerwiegendem Trauma führt. Ein Neugeborenes braucht den Schweiß der Mutter, durch den es notwendige Hormone einatmen kann. Diese sind vor hoher Wichtigkeit für eine gesunde Entwicklung und sind auch nicht ersetz- oder nachholbar.

Die Hormonzufuhr in Form von Nasensprays etc. bewirkt einen Rückkopplungseffekt und behindert  so die Eigenproduktion des Körpers. Wenn das Kind allerdings im Bett der Mutter schläft, bekommt es durch das Einatmen der Hormone alles, was es für eine gesunde Entwicklung braucht. Diese Kinder haben es auch als Erwachsene im Leben leichter, haben mehr Erfolg, lernen schnell. Menschen, die in ihrer Kindheit - vor allem in den ersten Tagen und Jahren - zu wenig Kontakt mit der Mutter hatten, keine oder zu wenig Körpernähe und Wärme bekamen, tun sich schwerer damit, in ihrem Leben etwas zu bewegen, selbständig zu werden und sich  weiterzuentwickeln.

Wenn eine Mutter diese Informationen nicht hat, dann sehe ich es als meine und nicht zuletzt  Aufgabe der Ärzte, ihr diese zu geben. Sollte es trotz der Weitergabe dieser Informationen zu einer gesundheitlich bedenklichen "Behandlung" des Kindes kommen, sehe ich dies als Kindesmisshandlung - und kann und will davor nicht die Augen verschließen. Außerdem geht mir das Wohl des Kindes über die Angelegenheiten der Mutter und den anderen Personen aus seinem Bekanntenkreis.

Ich habe es in meinem "Aupair-Jahr" in Deutschland selbst erlebt, dass ein Baby, erst wenige Monate alt, in einem Extrabett schlafen musste, noch dazu in einem anderen Zimmer, wo es nur durch ein Baby-Phone mit der Mutter verbunden war. Wie in einer Militärschule lief hier die Kommunikation - in Form einer elektronischen Verbindung, keiner persönlichen, keiner, die die Mutter-Kind-Bindung unterstützt.

Ich höre mich in meinem Bekanntenkreis um, was alles erzählt wird und wie die Familiensituation hier und dort ausschaut - und muss mir  eine Geschichte anhören, die mich völlig schockiert:

Eine dreifache Mutter wird durch ein Kindermädchen ersetzt. Offenbar mit dem dritten Kind überfordert - für mich kein Wunder, denn die Natur sieht nicht vor, dass Kinder "in einem Aufwasch" geboren werden, sondern dies sollte von Geschlechtsreife zu Geschlechtsreife passieren - wird die Fürsorge des Babys komplett dem Kindermädchen überlassen. Der kleine Sprössling wird in der Nacht - weil die Mutter öfters unterwegs ist - zuerst durch eine fremde Frau in den Schlaf geschaukelt, und wenn es aufwacht, ist das erste Gesicht, dem es zulächelt, ebenfalls nicht die Mutter. Mit der Zeit gewöhnt sich das Kind an die fremde Frau, bis diese quasi zur Ersatzmutter wird.

Die nächste Mitteilung, die mich erschüttert, ist, dass sich das Baby in den Armen der fremden Person am besten beruhigt, bei der Mutter, die offenbar sehr gestresst und unruhig in ihrem Inneren ist, jedoch ständig weint. Wenn die Mutter nach Hause kommt, ist es der Computer, nicht das Kind, der ihre Aufmerksamkeit als erstes bekommt.

Weil die Mutter zuerst keine Milch hatte, dann das Baby nicht trinken wollte, wurde nicht gestillt - die Milch wurde abgepumpt und  dem Kind dann durch ein Fläschchen verabreicht - es wird ihm wieder ein "Gummizeug" in den Mund gesteckt. Der Körperkontakt geht somit komplett verloren. Wenn ich nachfrage, wo denn das Baby schläft - noch als ich die Frage stelle, schleicht sich in mir bereits eine Ahnung ein - und ich bekomme zur Antwort: im zweiten Stock im eigenen Zimmer. Und die Eltern? Im dritten Stock.

Ich äußere meine Meinung über die für mich offensichtlichen Kindesmisshandlung. Es reagiert keiner. Das Kindermädchen meint, für sie sei das keine Misshandlung - sie hat viele Familien erlebt, wo die Kinder in einem separaten Zimmer sind, wo Kinder aus der Flasche gefuttert werden, daher ihre Conclusio, es sei normal. Sie selbst ist ebenso Mutter und weiß, was sie tut. Außerdem kennt sie sich perfekt aus, konsultiert selbst andere Mütter. In dem Fall habe ich noch mehr Bedenken, wenn falsche Informationen weiter gegeben werden und so weitere Kinderseelen verletzt werden.

Alle haben Angst. Angst miteinbezogen zu werden, Angst den Kontakt zu zerstören, oder Angst, ihren guten Namen zu verlieren.

Ich als Mutter will, dass mein Kind alles Nötige bekommt, das seine bestmögliche gesundheitlichen Entwicklung garantiert. Ich gebe anderen die Informationen, die ich selbst habe, hole mir selbst weitere, vergleiche, probiere aus, und schirme mich niemals von neuem Wissen ab, nur weil ich der Meinung bin, dass ich es, weil ich Mutter bin, sowieso besser weiß. Ich will meinem Kind das Beste, und für diesen Zweck halte ich meine Augen und Ohren offen - und achte auf jedes Wort und Detail.

Die in diesem Artikel dargelegten Ausführungen stammen von Erlebnissen, die mir eine Bekannte  erzählt hat, die als Kindermädchen in einer Familie tätig war. Es geht um zwei junge Frauen, die sich bewusst dafür entscheiden, ihren Kindern den Körperkontakt zu entziehen - die Mutter, die vernachlässigt, und das Kindermädchen, das zusieht.

Ein Kind gehört ins Bett der Mutter und es sollte selbst entscheiden, wann es ins eigene Zimmer zieht.

Zusätzlich zu diesem Artikel folgt ein Interview mit Frau Dr. Rüsch, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychosomatik. 
 

Varvara S

Foto: simbarb


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