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Und was, wenn ich es einfach nicht will?
11.12.2011

Die Frau von heute steht in vielerlei Hinsicht unter Druck… durch unseren Kopf gehen täglich 100 Fragen, die sich ein Mann sicher nicht so oft stellt. Bin ich dick? (sogar eine der größten Designerinnen, Coco Chanel, hat gesagt: „eine  Frau kann nie genug dünn sein…“.), habe ich mich richtig ausgedrückt, habe ich das gut gemacht, bin ich einfach nur dramatisch, wie schaue ich aus, wie nehmen mich andere wahr, kann ich mithalten etc.?

Die Zeiten haben sich geändert. Es ist ganz normal, dass Frauen selbständig sind, dass sie ihr eigenes Geld verdienen, ihre Entscheidungen allein treffen, aber irgendwie ganz unterschwellig im Hintergrund  werden wir von Fragen aus „der alten Zeit“ verfolgt : „Hast du endlich jemanden, wann wirst du endlich heiraten?“
Die Frage wird im Unterschied zu „alten Zeiten“ so gestellt, dass es lustig oder nicht ernst gemeint klingt, aber trotzdem wird danach gefragt. Und was ist, wenn ich nicht so leben will, wie es die Gesellschaft von mir erwartet? Vielleicht mag ich Beziehungen nicht so sehr? Wenn er mich zum Lachen bringt, ist er dann „the one“ ? Ich meine, warum auf jemanden warten, mit dem man sich wirklich etwas vorstellen kann?

Es hat den Anschein, als sollte man den Erstbesten nehmen, mit dem man sich halbwegs gut versteht obwohl das Bauchgefühl etwas anderes sagt, aber für eine Frau ist es ja ganz natürlich, dass sie eine Beziehung haben will. Egal was sie sagt, am Ende ist sie ja nur eine Frau und als Frau muss sie eine Beziehung oder Ehe verlangen. Und wenn es nicht so ist, dann stimmt etwas nicht mit ihr. Egal was die Frau sagt, es wird so interpretiert, als ob die Frau mehr will, als er bereit ist zu geben. Es reicht, dass eine Frau vor Freunden nur kurz erwähnt, dass sie jemanden kennen gelernt hat, schon wird sie mit hunderten Fragen bombardiert: Wer ist er, was macht er, wie alt ist er etc…und dann wird bis ins kleinste Detail analysiert: “Kannst du dir was langfristiges mit ihm vorstellen (ja, oder?)“,  „Naja das klingt schon komisch“, „am besten solltest du ihm das sagen…“, und oft schon nach dem zweiten Treffen: „Du muss mit ihm reden, du musst ihn fragen, was er mit dir vorhat!“. Soll das die Emanzipation sein von der wir so oft sprechen? Wir sind doch emanzipiert oder? Aber trotzdem ist er es, der entscheidet was er mit uns „vorhat“??!!!?? Wir stehen vor ihm, stellen die Frage, und warten was rauskommt. Egal ob wir das wirklich wollen oder nicht, wir müssen es wissen! Ungeachtet dessen was wir uns wirklich wünschen, es gibt bestimmte gesellschaftliche Erwartungen die erfüllt werden müssen, oder?

Und alles fällt ins Wasser, weil egal wie weit wir gekommen sind, ohne den Mann auf unserer Seite sind wir einfach nicht gut genug. Und wenn Sie als Frau sagen, dass Sie sich Ihr Leben nicht so vorstellen, wie es den gesellschaftlichen Idealen entspricht, dann stimmt etwas nicht mit Ihnen. Viele Frauen versuchen das mitzumachen und beugen sich dem Druck, was am Ende nur im Chaos resultiert. Sie verschwinden einfach, sagen, was sie nicht denken und das alles mit einer Dramatik, damit er nie wieder auf die Idee kommt, sie anzurufen. Die Gesellschaft übt starken Druck auf uns Frauen aus, wir müssen perfekt sein. Schön, gebildet, nett, lustig, gut in dem was wir machen, und natürlich in einer glücklichen Beziehung oder Ehe. Und wenn wir es nicht wollen, wird uns niemand glauben…denn schließlich sind wir ja Frauen, natürlich wollen wir es!

Sandra Bakula

 


die-frau.ch