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Warum man als Mutter nicht alles wissen kann
02.03.2011
Als ich vor Kurzem feststellen wollte, ob mein Baby durch die Nase oder den Mund atmet, um herauszufinden, ob seine Nase verstopft ist, fragte mich ein Bekannter verwundert: „Weißt du das denn nicht?“ Was? Mund und Nase weisen bei Babys bis zu einem bestimmten Alter noch nicht jene Trennung voneinander auf, wie es sie bei älteren Kindern und Erwachsenen gibt, was ihnen das Trinken erleichtert, ohne dazwischen eine Pause zum Atmen einlegen zu müssen.

Mutter zu sein ist vielleicht das Natürlichste, was es überhaupt auf der Welt gibt, doch das heißt nicht, dass eine Mutter automatisch alles weiß, was es über Kinder zu wissen gibt. Vieles lernt man erst nach und nach, und sei es durch Beobachten. Als Mutter macht man Erfahrungen, man erwirbt die Fähigkeit, sich auf das eigene Kind einzustimmen, Ruhe zu bewahren und mit Stresssituationen umzugehen, Situationen so einzuschätzen, dass man sie im Griff hat. Es ist sinnlos, das Kind vor jedem Stress bewahren zu wollen, denn das löst körperliche Reaktionen und damit verbundene Hormonausschüttungen aus, die den Stress für das Kind unter Umständen nur noch größer werden lassen. Allein eine positive Herangehensweise löst das Problem.

Junge Mütter, die noch nicht alles erlernt haben, werden gerne als schlechte Mütter gebrandmarkt. Andererseits gibt es aber auch viele Mütter, die trotz besseren Wissens Dinge tun, von denen sie genau wissen, dass sie sie nicht tun sollen. Als Ausrede dient meistens die Bequemlichkeit. Also wird ein Kind schon mal in den Kinderwagen verbannt, einfach nur weil es praktischer ist.

Eine Mutter, die ich in einem Café traf, nannte sich selber „Affenmutter“: keine Flasche, kein Schnuller, das Kind wurde gestillt und im Bett der Mutter schlafen gelassen, sie wusste um den Wert des Körperkontaktes zwischen Mutter und Kind. Und trotzdem schob der Mann das Baby im Kinderwagen vor sich her. Viele Frauen wollen gar nicht hören, dass es auch anders geht, dass Körperkontakt und Nähe wichtig für die Mutter-Kind-Bindung sind. Dabei sollte man sich doch mit jeder neuen Information auseinandersetzen, schließlich geht es um das Wohl des Kindes, und niemand, nicht einmal eine Mutter, hat jemals vollkommen ausgelernt.

(vs)

die-frau.ch