Schwangerschaft & Kind > Baby
Wir verstehen uns mit jedem Tag besser
31.01.2011
Wie verstehe ich, dass mein Kind durstig ist? Woher weiß ich, ob es ihm zu kalt oder zu warm ist? Wie gibt es mir zu verstehen, dass es Lust auf Spielen, Strampeln, Herumschauen hat? Wie sollen wir uns verständigen, wenn mein Kind noch keine Sprache hat und ich im Lesen seiner Zeichensprache nicht der große Meister bin?

Frauen, die einmal fremde Kinder betreut haben und dabei nicht wussten, wie sie sie beruhigen sollten, haben sich sicherlich gedacht, dass dies bei den eigenen Kindern anders sein wird. Doch Mutter zu sein schließt nicht aus, sich anstrengen zu müssen. Es ist wie mit dem Stillen: Es wird immer gesagt, dass Neugeborene von selber wissen, wie das geht, es würde sich nach dem Geruch orientieren, um die Brust zu finden, doch es liegt auch an der Mutter, dem Baby dabei zu helfen. Das Einzige, das das Kind tatsächlich ganz alleine machen muss, ist saugen.

Sollte man als Mutter nicht automatisch die Fähigkeit besitzen, das eigene Kind zu verstehen? Auch hier gilt: beobachten, Erfahrungen machen, lernen. Wenn man ausprobiert, erkennt man, welche Methode in welcher Situation am besten funktioniert und welches Verhalten des Kindes welche Bedeutung hat. Dieser Lernprozess ist allerdings keiner, der irgendwann zu Ende ist. Auch von anderen Müttern kann man lernen, neue Beobachtungen führen zu neuen Schlüssen, und auch die Körpersprache des Kindes kann sich verändern, wenn die ursprüngliche nicht zum gewünschten Ziel geführt hat.

Am schlimmsten ist besonders für frischgebackene Mütter, wenn das Kind schreit, ohne dass man eine Ursache dafür erkennen kann. Dann gilt es, alles auszuprobieren, was das Kind beruhigen könnte, was einem einfällt. Das Kind aber einfach nur schreien zu lassen, ist die falsche Methode, denn wenn es schreit, will es damit mitteilen, dass irgendwas nicht stimmt, auch wenn man nicht weiß, was es ist. Und trotzdem sollte man sich nicht von solchem Geschrei aus der Fassung bringen lassen, denn immerhin ist dies ein Zeichen, dass das Baby am Leben ist und seinen Bedürfnissen und Wünschen nachgeht. Erst wenn das Baby schweigt, sollte man befürchten, dass irgendwas nicht stimmt.

„Tut es weh als Mutter, wenn das Baby schreit?“ fragte ein älterer Mann, der selber die Emotionalität einer Mutter-Kind-Bindung nie erlebt durfte, größtenteils weil er keine Zeit dafür hatte. Meine Mutter ließ mich als Kind mitten im Zimmer stehen, wenn ich schrie, so dass die Nachbarn bereits meinten, ich würde von ihr geschlagen. Die Ärztin meinte, das sei nunmal mein Charakter. Doch Kinder schreien nicht grundlos, immerhin haben sie etwas zu sagen.

Am Anfang gibt es einige Kommunikationsprobleme zwischen Mutter und Kind, doch mit der Zeit wird es besser. Man lernt zu beobachten, zu vergleichen, die Informationen, die man selbst bekommt und die einem andere Menschen geben, aufzunehmen, zuzuhören. Man analysiert die Situationen, macht Schlussfolgerungen und nutzt diese dann für Verbesserungen im Verhalten. Wichtig ist der Wunsch, das Baby verstehen zu wollen.

Am Anfang dachte ich gar nicht daran, dass mein Kind sich umschauen, munter sein und die Welt langsam kennenlernen wollte. Ich versuchte immer, es zum Schlafen zu bringen oder zu stillen, wenn es schrie. Immerhin weiß ich jetzt: Wenn es schreit, ist das ein Zeichen, dass ich was tun muss, denn seine Wünsche und Bedürfnisse werden gerade nicht erfüllt.

(vs)


die-frau.ch