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Die Unart durch die fremde Muttersprache andere auszugrenzen
29.11.2015
Ich habe einen Universitätslehrgang für Interkulturalität und Kommunikation absolviert, da mich mein damaliger Dienstgeber bezüglich interner Weiterbildungsmöglichkeiten blockiert hat.

Diesen Lehrgang habe ich mir ausgesucht, da mich vor allem interessiert hat, wie Menschen aus anderen Kulturen Leben, an was sie glauben, welche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten es gibt und vor allem auch, warum Menschen alles zurücklassen und aus ihrem Heimatland flüchten (auch wenn es dort keinen Krieg oder eine Bedrohung gibt).

Dieser Lehrgang war sehr spannend, weil er nicht ausschließlich theoretischer Natur war, sondern mit vielen Ausflügen (u.a. Studienreise nach Istanbul, afrikanisches Essen, indisches Essen usw., Veranstaltungen aller Art) an verschiedenen Orten verbunden war und ich die Gelegenheit hatte, Menschen nahe zu kommen und zu verstehen, was sie bewegt. Andere Kultur, andere Sprache, anderes Aussehen, alles kein Problem für mich.

Ich würde mich grundsätzlich als toleranten, offenen und freundlichen Menschen bezeichnen, außer man versucht mich zu quälen oder nervt mit irgendwelchen Dingen, die unnötig oder sinnlos sind.

Es ärgert mich aber wahnsinnig, wenn ich bei einem Gespräch dabei bin, oder dabei sein soll, wo zwei sich in einer anderen Sprache unterhalten, diese Personen aber Deutsch sprechen können, und ich verstehe nichts, bzw. kann auch nicht mitsprechen, weil ich die Sprache nicht kann. Ich habe durchaus mehrmals auch freundlich, klar und deutlich darauf hingewiesen, dass so ein Verhalten extrem unfreundlich ist und eine andere Person damit automatisch ausschließt. Zudem ist mir auch aufgefallen, dass eine fremde Sprache auch gerne dazu benutzt wird, um eben bestimmte Themen anzusprechen, welche die dritte Person nicht mitbekommen soll. Wenn aber für eine gewisse Zeit, oder am Anfang, die deutsche Sprache nicht gesprochen werden kann, weil man sie nicht kann, ist das für mich in Ordnung, dann geht es nicht anders.

Derartige Szenarien habe ich nicht nur persönlich erlebt, sondern auch bei mir unbekannten Personen beobachtet und da ich täglich mit vielen Menschen spreche, vor allem beim Hundeauslauf, habe ich es auch schon mehrfach von Menschen erzählt bekommen.

Eine Intergration von wem und wo auch immer funktioniert so jedenfalls nicht, denn es entsteht dadurch automatisch eine Abneigung gegen fremde Kulturen und Sprachen, weil man sich - in diesem Fall ich als Österreicherin, die deutsch spricht und kein türkisch, kroatisches, farsi usw. kann  - bewusst ausgegrenzt fühlt.

Wenn ich heute in ein anderes Land umziehe und mich dort niederlassen möchte, muss ich selbst auch schauen, dass ich die Sprache bald soweit beherrsche, dass ich mich dort mit Einheimischen halbwegs gut verständigen kann. Beziehungsweise wäre ein Bemühen, ein WOLLEN, zumindest ein Anfang.

Mir wurde auch schon mehrmals gesagt, ich soll doch die Sprache lernen, damit ich verstehe, was gesprochen wird und mitsprechen kann.

Wenn man das selbst möchte, weil es einen interessiert oder eben ein Bedürfnis ist, dann okay. Aber warum soll/muss ich als Österreicherin, die deutsch und mäßig englisch sprechen kann, türkisch, kroatisch, farsi, französisch, chinesisch und was weiß ich lernen, nur um mit Gästen, die sich weigern sich sprachlich anzupassen, zu sprechen oder um diese verstehen zu können?


DP

die-frau.ch