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Ich komme aus dem Niemandsland
23.01.2011
Jedes Jahr fahren abertausende Menschen auf Urlaub, sie wollen etwas Neues erleben, dem Land, in dem sie wohnen, für kurze Zeit den Rücken kehren, ihrem Alltag entfliehen. Manche fahren immer an den selben Ort, manche suchen sich jedes Jahr ein anderes Land aus. Viele Menschen entfliehen ihrem Geburtsland auch für immer oder zumindest für längere Zeit, da das Studium, die Arbeit oder einfach nur das Fernweh sie dazu bringen. Doch immer bleibt man entweder Tourist oder Ausländer.

Doch was ist mit dem Begriff „Ausländer“ tatsächlich gemeint? Wo gehört man hin? In einer globalisierten Welt gibt es immer mehr Menschen, die kaum Zeit in dem Land verbracht haben, in dem sie geboren sind, was ist dann deren Heimat? Viele wachsen wieder woanders auf, als Erwachsene leben sie abermals woanders. Und doch zählen auch sie überall als Ausländer. Ist man nur dort kein Ausländer, wo die Familie herkommt? Was auf dem Pass steht? Wo man gerade lebt? Oder wo man sich selber zu Hause fühlt?

Wenn man in einem Land lebt, aus welchem Grund auch immer, wird man Teil dieses Landes, der dort herrschenden Traditionen und Kulturen, und im besten Fall versucht man diese Lebensumstände zu verstehen und sich einzufügen, ohne die eigene Identität zu verlieren. Dabei spielt die Zeit eine erhebliche Rolle. Je länger man wo lebt, desto mehr ist man dort „daheim“. Und viele Menschen, die als „ausländische Mitbürger“ bezeichnet werden, haben das Land, das als ihre Heimat definiert wird, seit Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr gesehen, so dass sie dort genau so Ausländer sind.

Oder ist jeder, der nicht, wie früher, in einem einzigen Land geboren wird, lebt und stirbt, eigentlich aus einem Niemandsland, heimatlos und ohne Wurzeln?

(dt)

Foto: dt

die-frau.ch