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Macht das Geld geil?
28.10.2015
Das Szenario von einer Betrügerbande a-la Bonnie und Clyde in „Volpone oder der Fuchs“ dreht sich auf den Kopf. Denn der ursprüngliche Betrüger wird zum Aufdecker der Hinterlistigkeiten und der Gier von Personen, die er mit wiederum seiner Hinterlistigkeit und Gier um deren Vermögen berauben wollte.
 
Volpone (sehr natürlich von c verkörpert) und Mosca (Julia Gräfner) sind die wahren Durchblicker der menschlichen Schwächen. Sie können jeden durchschauen und finden daher auch leicht einen Draht zu jedem. 
 
Corvino (Pascal Goffin) wird seine eigene Eifersucht zum Verhängnis. Denn dieser "schenkt" seinem sterbenden Freund eine Nacht mit seiner Frau, der schönen Colomba (Tamara Semzov), die er ansonsten mit vier Mauern und vielen Schlössern vor den gierigen Augen der Männer fern hält. Corvino redet seiner Frau ein, es sei eine Probe für ihn, um ihr zu beweisen, dass seine Eifersucht überwunden ist. Volpone macht jedoch der noch verschreckten Colomba die Augen auf ihren Mann auf und deutet ihr an, dass Ihr Man sie verkauft hat. Colomba trifft dabei eine Entscheidung, die viele verzweifelte Frauen leider treffen: sie fordert Volpone auf, aus R
ache gegen ihren Mann sie zu "ficken". Eine unweibliche Entscheidung, die ausschließlich und in der ersten Linie sie selbst verletzt. Colomba wird im gesamten Stück als Antipode einer Frau gezeigt. Sie lässt sich in vier Wänden einsperren. Colomba wird als das falsche Bild einer Frau, nämlich als ein schönes Püppchen, eine Barbie ohne Inhalt dargestellt. 
Wohl nicht ganz den modernen Vorstellungen fern. Corvino wird am Anfang als wahrer Hengst und zum Schluss als ein geschnittener Hengst dargestellt. Denn seine Eifersucht kann sehr pragmatisch und biologisch logisch begründet werden: er ist ein Hengst, der seine Stute mit keinem anderen Hengst teilen will, um seine Gene zu schützen.
 
Ein Gegenteil von der bildhübschen Colomba ohne Inhalt und Ziel ist Mosca, die Begleiterin von Volpone, lebhaft und stark durch Julia Gräfner verkörpert. Sie hat ein Ziel: sie will sich von der Dienerschaft befreien. Volpone hat für ihre Befreiung gezahlt. Sie will ihm diese Schuld auszahlen um dann endlich frei zu sein. Dass jedes Mittel für sie gut ist, um dieses ihr Ziel zu erreichen, steht außer Frage. Jedoch in diesem ihrem Verhalten, in dem sie zielstrebig ihr Ziel verfolgt, erweist sie sich als wahre Frau. Und schließlich findet Sie einen Weg, wie sie alle, auch Volpone, umgeht und das Glücksrad auf ihre Seite dreht. Wo alle als Verlierer herauskommen, ist sie die einzige Gewinnerin.
 
Ein Klassiker ist auch der verstoßene und missverstandene Sohn, der oben drauf noch von seinem Vater, einem stinkreichen Schnorrer, der um jeden ausgegebenen Cent zittert, enterbt wird.
 
Ob Volpone und Mosca tatsächlich die Träger des Leidens der Betrogenen sind, bleibt offen. Denn hätten sie keinen Anstoß fürs Fehlverhalten der Vorzeigebürger gegeben, wäre es ein anderer oder etwas anderes gewesen, denn die Grundlage war ja gegeben.
 
Ausgezeichnetes Schauspiel, sehr witzig, unterhaltsam, lebhaft. 

VS


Fotos: Lupi Spuma/Schauspielhaus Graz
 

die-frau.ch