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PR/Pressemitteilung: Brustkrebs
23.12.2014
Lissabon – Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Die Tumore unterscheiden sich jedoch histologisch von dem sehr viel häufigeren Mammakarzinom bei der Frau. Dennoch orientiert sich die Behandlung bisher an den Leitlinien für das weibliche Mammakarzinom. Eine auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium vorgestellte Studie sieht hierin eine mögliche Ursache für die schlechteren Behandlungsergebnisse.

Brustkrebs bei Männern ist nicht überall selten. In Uganda entfallen immerhin 5 Prozent aller Mammakarzinome auf Männer, in Sambia soll der Anteil sogar bei 15 Prozent liegen. In Deutschland  ist der Tumor bei Männern jedoch selten. Von den etwa 70.000 Neuer­krankungen, die 2010 in Deutschland diagnostiziert wurden, entfielen gerade einmal 610 auf Männer. Im gleichen Jahr verstarben 107 Männer an Brustkrebs. Dies deutet auf ungünstigere Behandlungsergebnisse als bei Frauen hin. Eine Studie, die die European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) zusammen mit anderen Fachverbänden aus Europa und Nordamerika durchführt, soll die Ursachen für die Geschlechterunterschiede klären.

Für den ersten Teil der Studie hat das Team um Fatima Cardoso vom Champalimaud Clinical Center in Lissabon retrospektiv die Daten zu 1.822 Männern zusammen­getragen, die in den Jahren 1990 bis 2010 an einen Mammakarzinom erkrankt waren. Die meisten Männer waren an einem invasiven duktalen Karzinom erkrankt, das auch bei Frauen die häufigste Form von Brustkrebs ist.

Die meisten Männer erhielten nach der Operation die von den Leitlinien vorgesehe Radiotherapie. Bei der adjuvanten Chemotherapie wurden Anthrazykline bevorzugt. Eine Hormonbehandlung mit Tamoxifen erhielten jedoch nur 77 Prozent der Männer, obwohl der Anteil der östrogen-rezeptorpositiven Tumore bei 99 Prozent lag (bei Frauen etwa 70 Prozent).

Bei etwa 7 Prozent wurden auch Rezeptoren für den epidermalen Wachstums­faktor­rezeptor HER2/neu gefunden (Frauen 20 Prozent), der auf eine Wirksamkeit des Antikörpers Herceptin hinweist. Triplenegative Mammakarzinome sind bei Männern mit einem Anteil von einem Prozent (Frauen 10 bis 15 Prozent) eher selten. Eine weitere Besonderheit war, dass die Tumore bei Männern in der Regel Androgenrezeptoren haben. Dies könnte bedeuten, dass die Rezeptoren auf eine Androgendeprivation ansprechen, deren Wirksamkeit beim Mammakarzinom (bei Frauen) bisher allerdings nicht untersucht wurde.

In dem jetzt begonnenen zweiten Teil der Studie sollen prospektiv die Behandlungs­ergebnisse von Männern mit Brustkrebs gesammelt werden. Sie sollen die Grundlagen für spätere Therapiestudien liefern. Eine andere derzeit laufende Studie untersucht die Lebensqualität von Männern mit Brustkrebs.

© rme/aerzteblatt.de

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