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50 Millionen Euro Mehrkosten, weil die Neuerungen nicht kommuniziert wurden
22.05.2014
Die staatliche Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) gab diesjährig 15 Milliarden Euro für die rund 2.000 neuen Waggons aus und muss aufgrund der mangelnden Professionalität dieser Transaktion noch weitere 50 Millionen Euro auf den Tisch legen. Dabei kommt die Eisenbahngesellschaft mit einem jährlichem Budget von vier Milliarden Euro aus. Wer übernimmt Verantwortung für die zusätzlichen Kosten?

1.300 Bahnhöfe in Frankreich müssen im Gesamtwert von 50 Millionen Euro umgebaut werden, weil die bei Alstom und Bombardier rund 2.000 neu bestellten Waggons einige Zentimeter zu breit sind. Um die Reise mit den Zügen für die Passagiere komfortabler zu machen, gab SNCF den Eisenbahnbauern einen Auftrag beim Anfertigen der neuen Züge 20 Zentimeter mehr in die Breite zu gehen, was mit dem staatlichen Betreiber des französischen Schienennetzes, Reseau ferre de France, nicht abgesprochen wurde. Dabei vermittelten die Letzten die statistischen Daten der französischen Bahnhöfe, die mittlerweile rund 30 Jahre nicht mehr aktualisiert wurden. Sowohl RFF als auch SNCF bewaffneten sich mit dem blinden Vertrauen zu einander bzw. haben sich beide Schlampigkeiten erlaubt, wobei bei einer Summe von 15 Milliarden Euro Bestellwert der Waggons eine rundum-Kontrolle von Nöten wäre.

RFF-Sprecher Piednoel versucht die Situation, für die er keine Verantwortung tragen will, mit einer humorvollen Erklärung aufzulockern: „Das ist, als würde man einen Ferrari kaufen, der in der Garage untergebracht werden soll. Dann wird man sich bewusst, dass die Garage nicht exakt die Größe hat, einen Ferrari zu parken, weil man vorher eben noch keinen Ferrari hatte“ (orf.at). So würde ein Kind seinen Eltern erklären, warum es anstelle einer Essig-Essenz Balsamico-Essig gekauft hat: Weil ihm Balsamico eben besser schmeckt. Darüber, ob seine Mutter mit einem Balsamico Essiggurken einlegen kann oder nicht, hat es sich keine Gedanken gemacht.

Noch ein Beispiel aus „The Apprentice“: Eine Gruppe hatte als Aufgabe bekommen, einen Werbespot zu machen. Wobei die Projektleiterin mit dem Kamerateam blieb und die Aufnahme organisierte, schickte sie die zweite Teilnehmerin einkaufen. Was ihre Kollegin nicht wusste, war, dass die Projektleiterin inzwischen das Konzept geändert hatte und somit andere Requisiten benötigt wurden. Das gesamte Projekt scheiterte.

Auch SNCF kommunizierte seine neuen Pläne mit dem RFF nicht und hoffte auf einen Zufall oder das Engagement des Steuerzahlers. Im Business gilt: Der Projektleiter übernimmt die Verantwortung, egal wie schlecht die Angestellten waren.

Wohl auch die hoch positioniert Professionalisten müssen erwachsen werden und Verantwortung übernehmen, damit in der Zukunft solche kostspielige Fehler vermieden werden.  
 

 Foto: anitab0000/ sxc.hu

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