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Heuer, das Kunsthallencafe und die Mutter mit Pille
18.04.2014
Es ist ein Mittwochabend 23.00 Uhr. Ein reiferer Herr geht in den Nichtraucherbereich.Nachdem mit seinen Hunden kein Tisch so frei war, dass er nicht andere Leute belästigt hätte, umso mehr er ja nur kurz einen Kaffee trinken wollte, setzt er sich an die Bar, den Stuhl von der dort sitzenden Dame etwas wegziehend, hin.

Kurz darauf eine 40-jährige attraktive Frau, welche in der Kommunikationsbranche tätig ist, wie sie später erzählt, dreht sich Richtung dieses Mann und er sagt entschuldigend: „Ich gehe ohnedies gleich.“ Und sie sagt darauf: „Na hoffentlich nicht, weil dann sitze ich alleine an der Bar.“ Der Mann darauf: „Warum alleine?“. „Na weil ich hier sitze, weil mein Sohn hier arbeitet“, so die Frau. Der Sohn bringt den Kaffee fast unaufgefordert, worauf der Herr sagt: „Obwohl ich den Kaffee so unaufgefordert, schnell bekommen habe, werde ich Sie nicht heiraten.“ Worauf die 40-jährige Frau sagt: „ Na ja mich müssten sie heiraten.“ Woraus sich dann ein Gespräch über Sinn und Unsinn der Ehe entspinnt. Der junge Mann, der den Kaffee gebracht hat, steht noch immer da und dieser reifere Mann sagt zu ihm: “Wenn Sie Ihren Vater anschauen, dann sehen sie das Spiegelbild der Mutter in der Entscheidung dessen Sperma ausgewählt zu haben um sie zu zeugen.“. Die Frau hat erklärt, sie will nicht mehr heiraten, sie hat schon einmal geheiratet und daher war ihr Ausspruch, „sie müssten mich heiraten.“ Wie immer man das auch deuten mag, ernst oder nicht ernst, oder unbewusst ernst gemeint. Der Mann wiederholt, dass der Vater das Spiegelbild der Mutterentscheidung ist, die richtigen Spermien auszuwählen, um ihn zu zeugen. Die 40-Jährige begehrt auf und meint: „Nein, das war keine Entscheidung, denn ich hatte die Pille genommen und musste mir dann überlegen, ob ich ihn will oder nicht.“ Der reifere Herr, dabei schon etwas heftig werdend, „das sind unzulässige Äußerungen gegenüber ihren Kindern, so wie: „Bin ich froh, dass ich nicht abgetrieben habe,““ und Töchter und Söhne damit schwer verletzen und noch dazu führt, dass man sich als Sohn oder Tochter als Irrtum fühlt.

Der reifere Herr erzählt, dass von 100 Ehepaaren die Kinder wollen, 25 keine bekommen, sodass man nicht so leicht ungewollt schwanger wird und dass die Mutterentscheidung immer eine Entscheidung ist. Die attraktive 40-Jährige daraufhin: „Dann hätte ich ja 300 Mal Mutter werden müssen.“ Der Mann: „Naja, das ist gesund emotionell  auch vorgestellt so und man sollte mit niemanden ins Bett gehen, mit dem man sich ein Kind nicht vorstellen kann.“ Der junge Mann bedankt sich für das Gespräch, um später noch anzufügen, dass es schon weh getan hat. Zuvor hatte diese Frau ja erwähnt, dass sich der junge Mann als Irrtum gefühlt hat.

Zuvor hat der junge Mann auch noch die Worte der Mutter unterbrochen, dass es nicht eine solche Ehefolge sondern zwei, nämlich ihn und sein Geschwister, gibt.

Das ist immer sehr erstaunlich, diese Mütter, die mit ihren Säuglingen und Kleinkindern und Kindern bis zur Geschlechtsreife im Muttersein versagen, dann auf einmal gegenüber dem erwachsenen Kind, der dann kein Kind mehr ist, Muttergefühle entwickeln, was die Folge dessen ist, dass in Beziehungen der Partner bemuttert wird und damit eigentlich die Mutter als Mutter des Partners mit dem Muttersein gegenüber dem Kind im biologischen Sinn nicht wirklich etwas anzufangen weiß, so der reifere Mann.

Das Ganze endet freundlich mit der Information des jungen Mannes, dass er, wenn er sich in den Spiegel sieht, die Folge der Mutterentscheidung, das richtige Sperma ausgewählt zu haben, sieht; was diese 40-jährige Frau auch mehrmals betonte und damit kein Irrtum zu sein und auch zu erkennen, dass die Beziehung der Eltern, nämlich auch die Nichtbeziehung oder das Scheitern der Beziehung der Eltern, mit der Entstehung als Sohn oder Tochter überhaupt nichts zu tun hat.

Etwas verstört reagieren alle, als der Vergleich der Vaterauswahl bei Rennpferden und sonstigen Nutztieren als Bespiel angeführt wird, aber dennoch bringt es dem jungen Mann eine Erleichterung zu erkennen, dass man ohne Mutterentscheidung, egal wie unbewusst diese sein mag, nicht entsteht und daher kein Mensch ein Irrtum ist.

Vor dem Lokal treffen der reifere Mann, der auf www.loosreport.com und den dortigen Fragebogen verweist, noch einmal zusammen und der junge Mann sagt: “es hat schon weh getan!“



BW

Titelbild: Fotocredit: Elsa Okazaki
Im Text: Gentile da Fabriano, Madonna, Detail. Quelle: The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei.

die-frau.ch