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PR/Pressemitteilung: Fokusthema Allergien & Heuschnupfen
12.01.2014
Während sich die meisten Menschen nach dem langen, kalten Winter nichts sehnlicher als den Frühling und die ersten warmen Sonnenstrahlen wünschen, graut es Allergikern vor dem Frühjahr. Denn gerade dann beginnt die Pollensaison – und damit die Zeit der geschwollenen Augen, verstopften Nasen und der Kopfschmerzen. 
 
Die Allergene, auf die der Körper von Pollenallergikern eine übersteigerte Abwehrreaktion zeigt, sind Pollen verschiedener Pflanzen: Das können Bäume, Sträucher, Gräser, aber auch Getreidesorten, Kräuter oder in seltenen Fällen sogar Blumen sein. Pollen sind sogenannte Inhalationsallergene, da sie durch die Atmung aufgenommen werden. Sie lösen bei den Betroffenen Niesreiz, Schnupfen, Rhinitis, Husten oder Bronchitis, Juckreiz oder Ausschlag, Erbrechen, Durchfall oder Bauchschmerzen aus. In schlimmen Fällen kann es sogar zu akuter Atemnot, Asthma, Neurodermitis oder Migräne kommen.
 
Pollensaison von Dezember bis November
Auch wenn im Frühjahr die meisten Pollen „fliegen“, so ist eigentlich doch das ganz Jahr über Pollensaison – denn schon ab Dezember beginnen Frühblüher wie Erle und Hasel, ihre Pollen zu verteilen.
 
Im Februar/März kommen die Mittelblüher, zum Beispiel Birke oder Rotbuche, hinzu. Gräser und Getreide gehören zu den Sommerblühern, die ihre Pollen von April bis teilweise Herbst hinein streuen. Schließlich folgen die Spätblüher wie Brennnessel oder Beifuß, die von Juni bis November aktiv sind. Und dann beginnt der Pollenkalender schon wieder von vorne.
 
Die Pollenbelastung mit einfachen Maßnahmen verringern
In Großstädten leiden Pollenallergiker vor allem in den Abendstunden unter den hohen Konzentrationen, auf dem Land ist die Pollenbelastung dagegen tagsüber am höchsten. Heuschnupfen-Geplagten können folgende Tipps helfen, ihre persönliche Pollensaison etwas einfacher durchzustehen:
 
Aufenthalte im Freien wie Spaziergänge oder Spot der Pollenbelastung anpassen. Optimal sind Spaziergänge direkt nach Regenschauern. Am besten informiert man sich über die aktuelle lokale Pollenkonzentration beim Deutschen Wetterdienst, inzwischen auch als App verfügbar.
 
Als Urlaubsziele empfehlen sich Destinationen am Meer oder in den Bergen, denn hier ist die Pollenbelastung generell sehr niedrig.
 
Duschen und Haare waschen am besten vor dem Schlafengehen – so werden die Pollen, die sich tagsüber vor allem in den Haaren festgesetzt haben, beseitigt und gelangen nicht ins Bett. Die getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer aufbewahren.
 
Wäsche nicht im Freien trocknen.
 
Im Auto die Fenster geschlossen halten und einen Pollenfilter einbauen lassen. Pollenfilter gibt es zum Beispiel auch für Staubsauger. Besser ist es allerdings, Fliesen und Bodenbeläge häufiger nass zu wischen, da dann die Pollen nicht aufgewirbelt werden.
 
Aufgrund von Kreuzreaktionen können auch durch bestimmte Lebensmittel allergische Reaktionen ausgelöst werden. So reagieren Birkenallergiker häufig auf Äpfel und Kirschen, Karotten, Sellerie, Tomaten sowie Kiwi oder Beifuß-Allergiker bei Sellerie und Gewürzen. Gräser-Allergiker sollten sich bei Tomaten und Kiwi in Acht nehmen.
 
 
Experten-Interview mit Anja Schwalfenberg, Biologin und Mitglied des DAAB-Beratungsteams (Deutscher Allergie- und Asthmabund)
 
 
medicalpress: Frau Schwalfenberg, wie viele Personen in Deutschland leiden unter Allergien? Wie hoch ist der Anteil unter den Kindern?
 
Anja Schwalfenberg: Es gibt in der aktuellen Literatur Hinweise zu einem weiteren Anstieg von Allergien und gleichzeitig ebenfalls auch die Meinung, dass ein Plateau erreicht sein könnte. Beim Asthma ist ein Anstieg zu verzeichnen. Nach aktuellen Untersuchungen soll die Häufigkeit für die Entwicklung einer allergischen Erkrankung während der Lebenszeit bei knapp 30 % liegen. Das Weißbuch Allergie in Deutschland spricht von 20 - 30 Millionen betroffenen Bundesbürgern. 
 
Zum Thema Kinder und Allergien hier ein Zitat aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS-Studie 2008): „Von den Kindern und Jugendlichen in Deutschland leiden aktuell fast 9 % an Heuschnupfen, gut 7 % an Neurodermitis und etwas mehr als 3 % an Asthma. Jungen sind häufiger von Heuschnupfen und Asthma betroffen als Mädchen.“
 
Kinder von Eltern, die unter Allergien leiden, haben ein höheres Risiko, auch eine Allergie zu entwickeln. Aber genauso kann auch ein Kind, dessen Eltern keine Allergien haben, plötzlich eine Allergie entwickeln.
 
 
medicalpress: Was sind die häufigsten Allergien?
 
Anja Schwalfenberg: Bei den Atemwegsallergien stehen Pollenallergien an erster Stelle, gefolgt von Allergien auf Hausstaubmilben, Tiere und Schimmelpilze. Für die Lebenszeitprävalenz werden in einer aktuellen Untersuchung für Heuschnupfen 14,8 %, für Kontaktekzeme 8,1 % und für Nahrungsmittelallergien 4,8 % angegeben.
 
 
medicalpress: Wie hoch ist der Heuschnupfen-Anteil unter den Allergien?
 
Anja Schwalfenberg: Mit der Bezeichnung „Heuschnupfen“ ist umgangssprachlich meist eine allergische Reaktion auf Pflanzenpollen gemeint. In der wissenschaftlichen Literatur wird häufig von „Allergischer Rhinitis“ gesprochen, manchmal aber auch von „Heuschnupfen“ und damit sind dann in der Regel Reaktionen auf Inhalationsallergene gemeint, beispielsweise auch auf Hausstaubmilbenallergene. 
 
Hierzu ein paar aktuelle Zitate aus der Fachliteratur:
 
„Die Zahl der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit Allergien gegen Pol-len ist in Deutschland in den letzten Jahren weiter gestiegen. Statistisch gesehen entwickeln etwa 20 % der deutschen Bevölkerung im Lauf ihres Lebens eine Pollenallergie, das sind rund 15 Mio. Menschen.“ 
 
Quelle: Ring J, Bachert C, Bauer CP, Czech W (Hrsg). Weißbuch Allergie in Deutschland. 3. überarb. Aufl. München: Urban & Vogel, 2010.
 
„In den letzten 10 bis 15 Jahren hat die Prävalenz von Allergien in Deutsch-land deutlich zugenommen. Man schätzt die Zahl der Pollenallergiker auf etwa 12 bis 15 Millionen.“ 
 
Quelle: Ring J, Fuchs T, Schultze-Werninghaus G: Weißbuch Allergie in Deutschland. 3. Auflage, Urban&Vogel Medien und Medizin Verlagsgesellschaft, 2010.
 
„Allergische Erkrankungen nehmen - wie schon in den letzten Jahrzehnten - weiter zu, etwa 20 - 30 Millionen Bundesbürger sollen inzwischen betroffen sein.“ 
 
Quelle: Weißbuch Allergie in Deutschland, 3.Auflage, 2010. 
 
 
medicalpress: Welche Therapie hat sich bei Heuschnupfen bewährt?
 
Anja Schwalfenberg: Akute Symptome sollten mit antiallergischen bzw. bei allergischem Asthma mit antiasthmatischen Medikamenten behandelt werden. Ohne eine entsprechende Behandlung der Symptome besteht die Gefahr, dass sich das Risiko für die Entwicklung eines allergischen Asthmas weiter erhöht bzw. sich schon bestehendes Asthma akut verschlechtert. Auf lange Sicht sollte gegebenenfalls die Therapie mittels Hyposensibilisierung erfolgen. Bei bestehendem Asthma muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob eine Durchführung dieser Therapie möglich ist. Dabei sollte das Asthma sehr gut kontrolliert sein und keine schwerwiegende Asthmaform vorliegen.
 
 
medicalpress: Was passiert, wenn eine Pollenallergie nicht behandelt wird?
 
Anja Schwalfenberg: Bei einer Pollenallergie sollte in jedem Fall eine gute Behandlung der Symptome und gegebenenfalls eine Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) erfolgen. Damit können die Beschwerden gut gelindert und das Risiko für die Entwicklung eines allergischen Asthma bronchiale gesenkt werden. Die Hyposensibilisierung sollte möglichst frühzeitig nach dem Auftreten der Allergie erfolgen, um eine gute Wirksamkeit zu erreichen.
 
 
medicalpress: Müssen Allergiker ihr Leben lang Medikamente einnehmen?
 
Anja Schwalfenberg: Die Behandlung mittels Hyposensibilisierung kann dafür sorgen, dass der Medikamentenverbrauch an antiallergischen Arzneien in vielen Fällen sehr gesenkt werden kann. Karenzmaßnahmen, wie beispielsweise die Nutzung eines allergendichten Encasings bei einer Hausstaubmilbenallergie, können ebenfalls dazu beitragen. 
 
 
medicalpress: Worunter leiden Kinder am häufigsten?
 
Anja Schwalfenberg: Bei Kleinkindern beginnt die allergische Karriere häufig mit einer Neurodermitis, einer Hauterkrankung, bei der Hautausschläge und starker Juckreiz auftritt sowie Nahrungsmittelallergien. Viele entwickeln dann auch eine Atemwegsallergie, beispielsweise auf Pollen. Es können im weiteren Verlauf auch noch weitere Allergien oder ein allergisches Asthma entstehen. 
 
 
medicalpress: Wie können Allergien schon im Kindesalter behandelt werden?
 
Anja Schwalfenberg: Damit Allergiesymptome gut gelindert werden können und das Risiko für die Entwicklung eines Asthma bronchiale gesenkt wird, raten Ärzte beim Auftreten einer Allergie möglichst schnell die sogenannte Hyposensibilisierung anzuwenden, die auch als Spezifische Immuntherapie bezeichnet wird. Mit dieser Behandlung soll der Patient an seinen Allergieauslöser gewöhnt werden. Um eine gute Linderung zu erreichen und das Risiko für ein Asthma zu senken, muss die Therapie möglichst über drei Jahre durchgeführt werden. Die Behandlung kann ab dem Einschulungsalter erfolgen. Zusätzlich können natürlich antiallergische Medikamente zum Einsatz kommen und - wenn möglich - Karenzmaßnahmen wie beispielsweise die Verwendung eines allergendichten Matratzenüberzuges bei einer Hausstaubmilbenallergie angewendet werden. 
 
Quelle: medicalpress.de

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